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SOPHIE JULIANE WEILER

geb. Gestenhof
14.1.1750, Schwäbisch Hall
† 21.10.1810, Augsburg

Sie zog durch ihre Heirat mit dem ersten Diakon der evangelischen Barfüßerkirche* nach Augsburg. Beide bekommen 6 Töchter und 9 Söhne. Nicht alle Kinder überlebten die Kindheit. (* Barfüßer = Franziskaner)

Sie veröffentlicht 1787 ihr „Augsburgisches Kochbuch“ mit über 1.000 Rezepten der Augsburger und süddeutschen Küche. Es „war ein Bestseller des 18. Jahrhunderts“ und erlebte viele Auflagen, einmal auch nur als Auszug (damit das Buch nicht so teuer ist).

KOCHBUCH Motto: „Es ist leichter tadeln, als besser machen“
bevor sich Weiler „An meine Leserinnen“ wendet. „… Aber ein gutes, brauchbares, allgemeinverständliches, treu und genau anweisendes, und doch nicht allzu weitläufiges Kochbuch für höhere und geringere Personen, so eins wünsche ich. …“.

In der 2. Aufl. (1788) antwortet sie ihren Kritiker*innen:

  • die Weilers müssten auf Grund der „erlesenen“ Lebensmittel reich sein.
    SIE: auch Apothekerfamilien seien nicht ungewöhnlich viel krank, nur weil ein Apotheker so viele Arzneien bereiten kann.
  • sie schreibe zu viele Gewürze vor.
    SIE: die Köchinnen entscheiden selbst, welche davon sie verwenden.
  • sie beschreibe zu viele Standardgerichte –
    SIE: Meine sind nicht nur sparsam, sondern auch schmackhaft.
  • sie schreibe zu oft „nach Belieben“ –
    SIE: sei Sache der Köchinnen und Gäste;
  • und verwende nur augsburgisches Maß –
    Sie: weil zu viele örtliche Variationen.
  • Und zuletzt:
    SIE verbitte sich „aufs höflichste alle Beurteilung dieser meiner Arbeit“ von diesen „Herren Bücherrichter“, von denen keine Kenntnis über „diese Sachen“ zu erwarten seien. „Es betreffe eine Weibersache, worinnen also die Männer [Köche abgesehen] von uns lernen müssen.“

Ihre Tochter, Jacobine Mittermayr, gibt 1830 einen zweiten Teil des Kochbuchs heraus: „… aus den hinterlassenen Papieren“ ihrer Mutter, „ausgearbeitet von ihrer Tochter Jakobine Weiler“ mit eigenen Ergänzungen.
Nur in diesem zweiten Teil findet sich auch das Portrait von Sophie Juliane Weiler.

weiterführende Links:

  • BR Zwischen Spessart und Karwendel (mit Rezepten) (link)
  • Zwetschgendatschi anno 1830 (link)
  • Alles aus Omas Leben zwischen 1800 und 1925 (link)

Stand: 11.2023

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ANNA WECKER(IN)

geb. Keller, verw. Aeschenberger
geb. vor 1572, Basel
† 1596, Altdorf bei Nürnberg

es wird vermutet, dass die Frau, links im Bild, Anna Wecker sein soll

Sie wurde zwei Mal Witwe.
Zuerst heiratete sie den Stadtschreiber von Altdorf/bei Nürnberg. Mit ihrem zweiten Mann, dem Stadtphysikus (Arzt!) J. Wecker, lebte sie in Colmar. Nach dessen Tod zog sie zu ihrer Tochter Katharina nach Altdorf zurück.

Sie schrieb das erste von einer Frau stammende, gedruckte Kochbuch in deutscher Sprache: „Ein Köstlich new Kochbuch“. Sie beendete es im Jahr ihres Todes. Deshalb wurde es erst 1598 durch ihre Tochter, Katharina Taurellus, veröffentlicht.

TITEL DES KOCHBUCHS:
„Ein besonderes, neues Kochbuch von allerhand Speisen aus Gemüse, Obst, Fleisch, Geflügel, Wildbret, Fischen und Gebackenem. Nicht nur für Gesunde, sondern auch und besonders für Kranke mit verschiedenen Krankheiten und Gebrechen, aber auch für schwangere oder im Wochenbett liegende Frauen und für alte Menschen herrschaftlich [= für oberste Gesellschaftsklasse] zuzubereiten und zu verwenden.

Dieses Buch wurde noch nie gedruckt.
Selbst aufgeschrieben von
F. Anna Weckerin
Witwe des berühmten Arztes D. Johann Jacob Wecker
Amberg, im Verlag Michaëln Forstern 1598″

weiterführende Links:

  • Die Fast-Pionierin aus Basel (link)
  • Anna Wecker (wikipedia)
  • Von der Rezeptsammlung zum Kochbuch (link)
  • Die Geschichte des Kochbuchs: „Kochbücher in Deutschland“ (link)
  • Deutsches Textarchiv (link)
  • Anna Wecker: Ein Köstlich new Kochbuch (Amberg 1598).
    — Teil 4: Von allerhand Fisch/ Su:eltzen vnd So:essen. (Originalrezepte – link)
  • Kochbuch (download – Wecker, Anna, -1596)
  • Mainzer Exemplar/Grafik (link)

Stand: 11.2023

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Chefköchin

Kennen Sie Anna Wecker (Basel/ Franken), Sophie Juliane Weiler (Augsburg), Betty Gleim (Bremen), Wilhelmine Scheibler (Brandenburg), Anna Bergner (Pfalz), Marie Elsasser (pfälzisch- süddeutsch- jüdisch), Henriette Davidis (NRW), Hedwig Kost (Thüringen)?
Wahrscheinlich so wenig wie ich bis jetzt. Das lässt sich ändern!

Doch zuerst:
Ich liebe meine Kochbuchsammlung: als allgemeine Inspiration für meine nächsten Gerichte, als Erinnerung an Gespräche, Schenkende, Freund*innen, Lebensstationen, Koch‑Strategieänderungen… Wer waren wohl die ersten Kochbuch-Autorinnen?

Wenig überraschend: die meisten Rezeptsammlungen/ Kochbücher sind von Männern geschrieben. Oft waren sie REZEPTE, also Anweisungen von Ärzten für Krankenkost. Und: Bis in den Anfang des letzten Jahrhunderts hinein waren Kochbücher vor allem auch für (meist männliche) berufstätige Köch*innen, Koch-Lehrlinge – ob in Hotels oder bei „Herrschaften“ – geschrieben.

Bei den Rezepten waren vor allem die Zusammensetzung und Kochanleitungen wichtig, Mengenangaben selten – wie auch, bei diesem regionalen Maße-Wirrwarr!

Die ersten deutschsprachigen Rezepte als Sammlung finden sich in einem Würzburger Werk um 1350, als Teil des „Hausbuch des Michael de Leone“. Ihre eigentliche Entstehungszeit und ihre „adlige Herkunft“ kann man auf Grund der verwendeten Gewürze schätzen.

„Dieses Buch erzählt von guter Speise, dazu macht es die unwissenden Köche weise. Ich will denjenigen von Euch unterweisen in der Speisezubereitung, der sie noch nicht kann. …“ (1350)

Letztlich ist das auch meistens die Motivation der Autorinnen bis Mitte des 20. J.h., die mit ihren Kochbüchern vor allem Frauen der bürgerlichen Schicht nötiges Haushaltswissen beibringen wollten: was und wie koche ich, die gut gedeckte Tafel, sparsames Wirtschaften, Hygiene, usw. Dazu passende sog. „Puppen-Kochbücher“ für Mädchen (mit alltagstauglichen Rezepten in Mini-Mengen).

weiterführende Links:

  • Die Welt der Kochkunst – Kochkunstwelten (link)
  • Das Buch von guter Speise (wikipedia)
  • Hausbuch des Michael de Leone 1350 (bavarikon)
  • Kochbuch (wikipedia)