Adelheit Gleim, später umbenannt in Ilsabetha/BETTY (wann, warum und wie weit offiziell ist unbekannt)
* 13. August 1781, Bremen
† 27. März 1827, Bremen
Da will ich „nur“ über bekannte Kochbuchautorinnen schreiben – und entdecke eine weitgehend und gezielt vergessene Frauenrechtlerin, deren Überzeugungen in Bezug auf weibliche Bildung locker mithalten können mit denen des 20. Jahrhunderts! Wenngleich sie natürlich Kind ihrer Zeit und von den politisch unruhigen Zeiten geprägt war.
„Schublade“ muss sein: Sie gilt als „frühfeministisch“.
Ich finde u.a. diesen Text über sie: „Vielen in Bremen fällt zu Betty Gleim nur ihr Kochbuch ein, mit dem die Schulgründerin 1814 beweisen wollte, dass Hausfrauenarbeit und intellektuelle Interessen durchaus keine unüberbrückbaren Gegensätze sein müssen. Für die nachfolgenden Frauenrechtlerinnen wurde sie zum Vorbild.“
BETTY GLEIM stammt aus einer bekannten und angesehenen Familie und erhielt für diese Zeit sicher eine ausgezeichnete Ausbildung. Näheres ist ebenfalls unbekannt. Was bekannt ist, dass sie sich als Kind ihrer Zeit für die französische Revolution begeisterte, und dass sie Pestalozzis pädagogischen Reformen anhing – der sie später auch mit ermutigenden Briefen unterstützte.
Ein Verlöbnis ging in die Brüche, und sie blieb lebenslang unverheiratet.
Ihre folgenden beruflichen Tätigkeiten standen unter dem Ziel:
Humanistische Bildung. Eine gute (Berufs-) Bildung für Mädchen und Frauen, auch in Naturwissenschaften und Handwerk, damit diese nicht gezwungen waren zu heiraten, sondern sich selbst ernähren konnten.
Sie veröffentlichte viele Publikationen, u.a. patriotische Texte, Texte von Frauenrechtlerinnen wie die britische Mary Wollstonecraft, Schriften zu pädagogischen, didaktischen und literarischen Themen.
1806, mit 25 Jahren, gründete sie in Bremen eine „höhere Lehranstalt für Mädchen“ (4–16 Jahre). Schon 1812 hatte diese, trotz hohem Schulgeld, vier Klassen mit 80 Schülerinnen.
Eine Mitarbeiterin, zugleich ihre Freundin, wird – es scheint! zu Recht – von den anderen Mitarbeiterinnen und von Eltern massiv angegriffen. Gleim entließ diese nicht, sondern verließ 1815 mit ihr gemeinsam die Schule.
1816 gründete sie in Elberfeld eine“ Bildungsanstalt für Töchter höherer Stände“. Es passiert das Gleiche wie in Bremen.
1818/19 macht sie bei Alois Sennefelder eine Ausbildung zur Lithografin.
Sie gründet in Bremen 1819 eine „lithographische Anstalt“ für Mädchen und Frauen. Die Anstalt scheiterte 1820 an mangelndem Interesse, evtl. auch an ihren mangelnden organisatorischen Fähigkeiten und an finanziellen Problemen.
Mit Hilfe von Verwandten und Freunden startet sie 1819 nochmals eine „höhere Mädchenschule“ – nicht mehr mit der ehemaligen Freundin, sondern einer neuen Mitarbeiterin (in „innigster Seelengemeinschaft“) Diesmal war die Schule ein Erfolg.
Aber ihre Gesundheit war inzwischen zerrüttet. „Nervöse Leiden, quälende Kopf- und Hüftschmerzen“ hinderten sie stark am Unterrichten und an der Schriftstellerei.
Sie starb 1827, im Alter von 46 Jahren, nach längerer schwerer Krankheit „in den Armen ihrer geliebten, treuen Gehülfin.“
weiterführende Links:
- „Bremer Frauen-Geschichten”: Vordenkerin und Macherin Betty Gleim (link)
- Gleim, Betty (Bremer Frauenmuseum)
- Betty (Ilsabetha) Gleim (1781 -1827), Schulgründerin und -vorsteherin (link)
- Ueber die Bildung der Frauen und die Behauptung ihrer Würde in den wichtigsten Verhältnissen ihres Lebens; Bremen u.a. : Comptoir für Litteratur, 1814 (download)
- Was hat das wiedergeborne Deutschland von seinen Frauen zu fordern?, Bremen : Heyse, 1814 (download)
- Betty Gleim (wikipedia)
- Das bekannteste Kochbuch des 19. Jahrhunderts (Storm Museum)
- „Neues Bremisches Koch- und Wirtschaftsbuch“, 2 Teil, 1817 (link)
- Deutsche Biographie (link)
- Heinrich-Pestalozzi-Verein (link)
- wikisource (link)
- Frauenrechtlerin, Pädagogin und Kochbuchautorin (Einladung)
- blog 2013 (link)
Stand: 11.2023