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Dr. Edith Stein (II)

als Karmelitin: Schwester Theresa Benedicta a Cruce

geb. 12.10.1891; in Auschwitz ermordet am 09.08.1942

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ERINNERN HEISST VERÄNDERN

Am 1.05.1987 spricht Papst Johannes Paul II. Edith Stein selig.
Am 11.10.1998 folgte die Heiligsprechung.

Ab Oktober 1998 steht auch an einem der Pfeiler des Chor-Umgangs der Nürnberger Frauenkirche ihre überlebensgroße Plastik als Karmelitin (von Prof. Wilhelm Uhlig).

Z.Zt. läuft ein Antrag, sie zur „Kirchenlehrerin“ zu erheben.

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Viele Kirchen, Orden, Schulen, Straßen usw. erinnern an diese Pädagogin, Philosophin, Wissenschaftlerin – der man 1918/19 an insgesamt vier Universitäten die Habilitation verwehrte, allein weil sie Frau war!

Am 1.01.1922 konvertierte die in eine jüdisch-orthodoxe Familie Hineingeborene zum römisch-katholischen Glauben.

Am 24.4.1930 hielt sie in Nürnberg bei der 16. Hauptversammlung der kath. bayerischen Lehrerinnen das Referat: „Die theoretischen Grundlagen der sozialen Bildungsarbeit“.

Der Tag begann mit einem Pontifikalamt in der Nürnberger Frauenkirche am Hauptmarkt.Diese – gestiftet 1355 – steht an Stelle einer bei einem schrecklichen Pogrom im Dez. 1349 zerstörten Synagoge – mit mindestens 562 getöteten und weiteren radikal vertriebenen Juden.
Ob sie diese Geschichte kannte?

Schon Ostern 1933 erbat sie, vergeblich!, bei Papst Pius XI. eine Privataudienz, »um eine Enzyklika gegen den Antisemitismus anzuregen«.

Am 14.10.1933 trat sie in den deutschen Orden der Karmelitinnen ein.

1938 floh sie in den niederländischen Orden der Karmelitinnen in Echt.

Am 2.08.1942 wurde sie in Echt, zusammen mit ihrer ebenfalls konvertierten Schwester Rosa, von den Nazis verhaftet.
Am 9.08.1942 kamen die Schwestern in Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer um.

WAS VERÄNDERT HEUTE FÜR UNS SELBST

– ihr klarer Anspruch an un‑begrenzter Teilhabe an Bildung und Beruf
– ihr klarer Anspruch an Loyalität und Schutz
– ihr Mut, lieber in den sicheren Tod zu gehen als ihre Schwester in Stich zu lassen
????

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Stand 10.2024

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Dr. Edith Stein (I)

als Karmelitin: Schwester Theresa Benedicta a Cruce
geb. 12.10.1891; in Auschwitz ermordet am 09.08.1942

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Diskussion und Kritik am des 1962 gestarteten Prozesses ihrer Seligsprechung
I.
E. Steins Satz in ihrem Testament, sie gebe ihr Leben „für den Unglauben des jüd. Volkes“ führte zum Vorwurf (christl. und jüd.), dass sie dem Antisemitismus der kath. Kirche aufgesessen sei.
Ihre Seligsprechung torpediere dadurch den christl.-jüd. Dialog.

Andere sagen dagegen, dass viele andere pos. Äußerungen zum Judentum, u.a. auch zum Glauben ihrer Mutter, dagegen sprechen. Auch, dass sie schon 1933 von Papst Pius XI. eine Enzyklika gegen den Antisemitismus gefordert hat.

Deshalb sei dieser Satz, und ein paar ähnl. Aussagen, mehr auf Jesus als auf die jüd. Religion bezogen.
Sie dürfe deshalb nicht als Vertreterin einer antijüdischen Tradition gesehen werden.

II.
Wesentlich länger und schärfer sind die Vorwürfe gegenüber der röm.-kath. Kirche im Laufe der jahrelangen Diskussionen:

Sie missbrauche E. Stein, um sich durch deren Erklären zur Märtyrerin „reinzuwaschen“, um ihr Schweigen zu überdecken (nicht nur des Papstes, sondern auch anderer Amtsträger*innen) zu den Gräuel der Nazis oder gar der teilweisen Zustimmung zur NS-Ideologie.

Die Kirche tue so, als ob E. Stein als Katholikin verfolgt und ermordet worden sei.

Die Kirche verfälsche E. Steins und ihre eigene geschichtl. Rolle bei der Verhaftung. Zumindest anfangs hieß es z.B., dass E. Stein selbst im Kölner Kloster ihre jüd. Herkunft verraten hätte – in Wirklichkeit war es die Priorin des Klosters.

Einige Artikel der letzten Jahre zeigen eine (nur teilweise öffentl.) Aufarbeitung innerhalb der röm.-kath. Kirche. Wie ehrlich, radikal und umfassend – nicht zuletzt im Wandel der konkreten Heiligenverehrung – kann ich zumindest auf den von mir besuchten „gläubig / kirchlich geprägten“ Internetseiten nicht erkennen.

Ich kann Dr. Edith Stein nur wünschen, dass es trotzdem geschah und geschieht.
Dann kann sie auch eine „Heilige“, im säkularen Sinn ein „Vorbild“ sein:

  • mit ihrem klaren Anspruch an un begrenzter Teilhabe an Bildung und Beruf
  • mit ihrem klaren Anspruch an Loyalität und Schutz
  • mit ihrem Mut, lieber in den sicheren Tod zu gehen als ihre Schwester in Stich zu lassen

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Stand 10.2024

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Caritas Pirckheimer

Die über Jahrhunderte schriftlich dokumentierte, gelehrte, historisch eindeutig belegbare säkulare und religiöse Geschichtsschreibung ist überwiegend die Geschichte der Macht, die der Mächtigen und Gewinner*innen und eine His-Story.

In Nürnberg gibt es eine wesentlich „menschlichere“ Erzählung über die Auswirkungen eines historischen Umbruchs – in der Sieg und Niederlage sich die Waage halten (bei Männern wie Frauen).

Barbara Pirckheimer (1467 – 1532): Mitglid einer Nürnberger „Adels“-/ Patrizierfamilie, mit einer hervorragenden humanistischen Bildung. So war es ihr als Erwachsene möglich, einen ausgiebigen (theologischen) Briefwechsel mit berühmten Gelehrten ihrer Zeit, aber auch eine tiefgreifende und zwingende Auseinandersetzung mit den Thesen und den mächtigen Vertretern der „Reformation“ zu führen.

Mit 16 Jahren tritt sie freiwillig in den Konvent der Klarissen ein und nennt sich nun Caritas.

Mit 36 Jahren (1503) wird sie Äbtissin. Ein wichtiges Anliegen ist ihr u.a. die Bildung der ca. 60 Klosterschwestern. Dazu gehörte auch das Erlernen der lateinischen Sprache, um den gelehrten und gelebten Glauben zu verstehen, sich mit diesem auseinandersetzen und im besten Fall verteidigen zu können.

Ab 1525 wendet sich Nürnberg der Reformation zu. Alle Klöster werden radikal geschlossen. Mönche und Nonnen werden zwangsweise ihrer Gelübde entbunden, ihren Familien „zurückgegeben“, verheiratet ….
Caritas und ihre Mitschwestern wehren sich heftig gegen eine Säkularisation (Nur eine Nonne verlässt freiwillig das Kloster). Mit Hilfe von Philipp Melanchton erreichen sie, dass der Stadtrat das Kloster weiter existieren lässt. Es darf nur keine neue Novizin mehr aufgenommen werden. 1596 stirbt das Kloster buchstäblich aus.

Sieg? Niederlage?

„Sieg“ aus heutiger Sicht: Caritas P. und ihre Schriften sind bis heute unvergessen. Die Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus beruft sich auf sie, auf ihr Pochen auf breite (Mädchen-/ Frauen-) Bildung, auf ihre Bereitschaft zum offenen und intensiven Dialog auch mit Fremden, mit Andersdenkenden – aber auch auszuhalten, „Ärgernis“ für Viele zu sein. Und auch heute noch existiert die Klarakirche mit vorbildlichen Angeboten für Student*innen und als sog. Citykirche. Der ehemalige Kreuzgang ist ein öffentlich zugänglicher, ansprechender, ruhiger Innenhof.

Es gibt zwei Skulpturen von ihr im Innenhof, ein Relief in der benachbarten Straße (angebracht 1972), eine Statue in der Klarakirche. Es gibt/gab auch ein Denkmal (1928 von Balthasar Schmitt), aber wo ist es heute?

Seit 2009 wird von der Akademie jährlich der Caritas-Pirckheimer-Preis verliehen. Die Pirckheimerstraße in Nürnberg ist nicht ihr, sondern ihrem Bruder Willibald gewidmet.

Straßen sind nach ihr benannt z.B in Roßtal und Veitsbronn

Es gibt Caritas-Pirckheimer-Häuser in Nürnberg und Eichstätt