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Biografien blog Themen 2023 blogt Hebammen

Ina May Gaskin

  • * 8. März 1940

Ihre Ehrentitel:
– „the most famous midwife in the world” (“die berühmteste Hebamme der Welt”)
– „mother of authentic midwifery“ („Mutter der authentischen Geburtshilfe“).
2009 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Thames Valley University in London
Am 11.12.2011 bekam sie den “Right Livelihood Award” verliehen (in Deutschland bekannter unter “Alternativer Nobelpreis“)

Ina und Stephen Gaskin/San Francisco: Hippies und Aussteiger, als sie sich am 10.10.1970 mit 250 bis 400 Hippies auf eine Reise durch die USA aufmachten.
Reisebedingungen: keine Gewalt, keine Drogen, keine Anträge auf Sozialhilfe!

Nach 7 Monaten endet die Reise in Tennessee.
Die Teilnehmer starten mit einer Kommune gleichzeitig das Projekt „The Farm”.
Mehr bei Stephen Gaskin, “rightlivelihood.org” 1980.

Durch ihre Erfahrungen bei der Projektarbeit sowie bei der Geburt ihrer Tochter entscheidet sich Ina, Hebamme zu werden. Ihr (US-)Abschluss: Certified Professional Midwife, CPM.

Sie gründet mit anderen Hebammen „The Farm Midwifery Center“, eines der ersten außerklinischen Geburtshilfezentren in den USA.

Ihr lebenslanges Engagement gilt der „natürlichen Geburt“ nach den Rhythmen der Natur. Im Normalfall eine Geburt nur mit Hebammen, ohne Ärzte und Technik.

Für das Problem, dass das Kind bei der Geburt feststeckt, entwickelt sie das weltweit sehr erfolgreiche „Manöver nach Gaskin“ (auch „Vierfüßlerstand“) nach guatemaltekischem Vorbild.

Sie kämpft FÜR die Hausgeburt und GEGEN das „Fabrikmodell der krankenhausbasierten Entbindungspflege“, die unnötige Technisierung der Geburt, – vor allem bedingt durch die Angst und Unwissenheit von Frauen und Ärzt*innen und der Dominanz der Versicherungen.

Sie kämpft GEGEN die in vielen Fällen unnötigen, überbordenden Kaiserschnittraten weltweit (Bsp. einer Klinik in Brasilien 2011: 95%), die zu gefährlichen Komplikationen und unnötig hoher Müttersterblichkeit führen.

Sie kämpft FÜR den Fortbestand des Hebammenberufs – und des dazugehörigen „Hebammen-Know-Hows“ – neben dem Standardwissen z.B. das Wissen um Scheinschwangerschaften.

International bekannt wird sie mit ihrem, in viele Sprachen übersetzte, Buch „Spiritual Midwifery“ (1977).

Die Zahl ihrer internationalen Aktivitäten, Dozenturen, Vorträge, Workshops und Veröffentlichungen ist lang. Ihr Ehrentitel „mother of authentic midwifery“ („Mutter
der authentischen Geburtshilfe“).

2009: Ehrendoktorwürde der Thames Valley University/London
2011: “Right Livelihood Award” (“Alternativer Nobelpreis“)
2013 in die Women´s Hall of Fame aufgenommen

weiterführende links:

Foto: File:Ina May Gaskin lecture at the Nambassa 3 day Music & Alternatives festival, New Zealand 1981. Photographer Michael Bennetts.jpg

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Prof. Friederike zu Sayn-Wittgenstein, geb. 1961

Sie ist eine Hebamme, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschullehrerin.

Seit September 2000 ist sie Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaften an der Hochschule Osnabrück. Unter ihrer Leitung wurde dort der bundesweit erste Bachelor-Studiengang Midwifery an der Hochschule etabliert.

Von 1982 – 1984 dauerte ihre Hebammenausbildung

Bis 1989 war sie danach Kreißsaal-Hebamme

In dieser Zeit engagierte sie sich auch als Gesundheitsberaterin für Entwicklungshilfeprojekte in Brasilien

Ab 1989 Studium der Pflege- und Gesundheitswissenschaften in den USA

Sie besitzt mehrere Master-Abschlüsse und einen „Doctor of Public Health (Dr. P. H.), Harvard University“

Ihre akademischen und beruflichen Schwerpunkte sowie ihre (Forschungs-) Tätigkeiten sprengen diesen Artikel, ebenso die Zahl ihrer Veröffentlichungen.

Seit September 2000 ist sie Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaften an der Hochschule Osnabrück. Unter ihrer Leitung wurde dort der bundesweit erste Bachelor-Studiengang Midwifery an der Hochschule etabliert

Sie ist Mitglied in vielen Fachorganisationen und Fachgremien

Z.B. wurde sie seit 2015 mehrmals in den „Wissenschaftsrat“ berufen, dem Beratungsgremium der Bundesregierung und der Regierungen der Länder in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs.

2008 – 2012: Gründungsmitglied und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) e.V.

2016 bekam sie den „Deutschen Pflegepreis“, verliehen vom „Deutschen Pflegerat“, für ihre Verdienste um das Hebammenwesen in Deutschland. Dieser Preis ist die höchste nationale Auszeichnung in der Pflege!

Foto: Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein während eines Vortrags zum Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal im Haus der Wissenschaft in Bremen, 20.01.2011

Links:

  • Deutscher Pflegepreis 2016 für Osnabrücker Professorin (link)
  • Hochschule Osnabrück idw 2018: Bundespräsident beruft Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein erneut in den Wissenschaftsrat (link)
  • Hochschule Osnabrück: Vita etc. von Prof. Sayn-Wittgenstein (link)
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Königin Luise

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weiterführende Links:

  • Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (März 2018)
  • Luise von Mecklenburg-Strelitz (wikipedia)
  • Luise von Preußen und ihre Zeit (Hans Dieter Mueller)
  • Luise von Preußen (FemBio)
  • Königin Luise. 1. Teil: Die Jugend der Königin Luise
  • Deutschland 1927 Spielfilm (Teil1) (Teil2)
  • Königin Luise (Film 1957)
  • Luise (link)

interne links:

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  • Mythos „Königin Luise“
    – jung, wunderschön, unkonventionell, spontan und „volksnah“
    – traf Napoleon – sie bat ihn, dem besiegten „Preußen“ keine zu harten Friedensbedingungen zu diktieren
  • Der Mythos und der Kult um sie scheint von drei Themen genährt:
    – Luise galt als Vorbild einer Ehefrau und Mutter (sie bekam 10 Kinder; 7 davon erreichten das Erwachsenenalter)
    – das Bürgertum erhoffte sich von ihr und ihrem Mann, König Friedrich Wilhelm III., dem einfach lebenden Königspaar
    > gesellschaftliche Verbesserungen und die Errichtung einer    konstitutionellen Monarchie
    > und damit das Verhindern einer blutigen Revolution ähnlich der Frankreichs
    > Luises Treffen mit Napoleon – sie erreichte zwar keine bessere Behandlung „Preußens“, aber das Volk würdigte fast religiös ihren Einsatz: sie habe für ihr ganzes Land die Demütigungen auf sich genommen, die von Frankreich ausgingen.
  • Bedeutende Dichter und Schriftsteller ihrer Zeit und „Trivialliteratur“ förderten und festigten mit ihren Werken und Schriften diese Idealisierung! Weitere optimale PR:
    die Benennung von Straßen, Gedenktafeln, Schulen, Stiftungen, etc.
  • Der Mensch „Königin Luise“ dagegen verschwindet im Dunkel der Geschichte.
    Dabei hätte sie es durchaus verdient, sachlicher und fairer betrachtet und beschrieben zu werden – weder märchen- und yellow-press-artig, noch pauschal-diffamierend als Adels-Angehörige.

Stand: 09.2023

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Edith Stein

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weiterführende Links (Auswahl):

  • Edith Stein (link)
  • Edith-Stein Gesellschaft Deutschland e.V. (link)
  • wikipedia (link)
  • Heiligenlexikon (link)
  • Deutschlandfunk (link)
  • Rheinische Geschichte (link)
  • Kirche+Leben Lexikon (link)
  • Zukunft braucht Erinnerung (link)

interne links:

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  • Am 24.4.1930 hielt sie in Nürnberg bei der 16. Hauptversammlung der kath. bayerischen Lehrerinnen das Referat: „Die theoretischen Grundlagen der sozialen Bildungsarbeit“.
    Der Tag begann mit einem Pontifikalamt in der Nürnberger Frauenkirche am Hauptmarkt. Diese – gestiftet 1355 – steht an Stelle einer bei einem schrecklichen Pogrom im Dezember 1349 zerstörten Synagoge. Mindestens 562 Juden starben bei diesem Pogrom.
  • Ob die als Jüdin geborene E. St. diese Geschichte kannte? Wahrscheinlich nicht.
    Wie sie sich aber gefühlt hätte als 1922 überzeugt zum röm-kath. Glauben Übergetretene?
  • Seit Oktober 1998, fast 70 Jahre später,
    steht an einem der Pfeiler des Chor-Umgangs der Frauenkirche ihre überlebensgroße Plastik als Karmelitin (von Prof. Wilhelm Uhlig).
  • Viele Orte in Deutschland und Polen erinnern heute mit „persönlichen Beziehungen“ an sie. Auch viele Kirchen, Orden, Schulen, Straßen usw. erinnern darüber hinaus an diese Philosophin, Pädagogin, Wissenschaftlerin – der man die Habilitation verwehrte, allein weil sie Frau war!
  • Um ihren deutschen Orden der Karmelitinnen zu schützen floh sie in die Niederlande.
  • Viele Orte in Deutschland und Polen erinnern heute mit „persönlichen Beziehungen“ an sie. Auch viele Kirchen, Orden, Schulen, Straßen usw. erinnern darüber hinaus an diese Philosophin, Pädagogin, Wissenschaftlerin – der man die Habilitation verwehrte, allein weil sie Frau war!
  • Um ihren deutschen Orden der Karmelitinnen zu schützen floh sie in die Niederlande.
  • Am 2.8.1942 wurde sie dort, zus. mit ihrer Schwester Rosa, von den Nazis verhaftet. – Ein Racheakt, weil die Niederländische Kath. Bischofskonferenz gegen die Judenverfolgung protestierte.
  • Am 9.8.1942 kamen die Schwestern in Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer um.
  • 1989 gründete sich die Edith-Stein-Gesellschaft Breslau,
    1994 wurde in Speyer die deutsche „Edith-Stein-Gesellschaft“ gegründet.
  • 1998 sprach sie die Röm.-Kath. Kirche heilig. Z.Zt. läuft ein Antrag, sie zur „Kirchenlehrerin“ zu erheben.

Stand: 09.2023

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Hebammenberuf HEUTE in Deutschland

Ultraschallbilder von Föten im Mutterleib (erstmals 1965 von Fotojournalist und Wissenschaftsfilmer Lennart Nilsson) bewirkten, nicht nur in Deutschland, eine Aufbruchstimmung rund um die Geburt. Erste „Geburtshäuser“ entstanden, verschiedene Geburtsmöglichkeiten wurden diskutiert und angeboten, Ehemänner bei Geburten erwünscht …

1985 verabschiedete man ein Hebammengesetz für „Hebammen und Entbindungspfleger“, das bis 2020 gültig war – Übergangsfrist bis 2022.

Berufsvoraussetzungen waren: 10-jährige Schulbildung. Danach berufsschulische Ausbildung. Staatlicher Abschluss. – Die Ausbildung umfasste mind. 1.600 Std. Theorie und 3.000 Std. Praxis, insgesamt drei Jahre.

Neues Hebammengesetz 2019: Akademisierung der „Hebammen“ (w, m, d) mit Bachelor-Studium (3,5 – 4 J.). Das Studium: mind. 2.200 Std. Theorie und 2.200 Std. Praxis in Kliniken und im außerklinischen Bereich bei freiberuflichen Hebammen. Es ist ein duales Studium, so dass Studierende eine Studien-Vergütung während des gesamten Studiums von „ihrer“ Klinik erhalten.

Dadurch: Angleichung an die Ausbildung der europäischen Nachbarländer, gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse, möglicher akademischer Austausch.

Zugleich eine Aufwertung des Berufs. Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge liegen ausschließlich in der Hand von Hebammen. Ärzte werden nur im Notfall geholt.

Der Aufwertung folgte eine angepasste, sehr starke Verteuerung der Haftpflichtversicherung für Hebammen (freiberuflich kaum stemmbar).

Dass dadurch (kleine) private „Geburtshäuser“ aufgegeben werden müssen passt zum politischen, gesellschaftlichen Willen: der Umbau und die Konzentration der Krankenhäuser zu Kompetenzkliniken. Die Geburtsabteilungen der Kliniken sollen deshalb ebenfalls die bisher privaten Angebote anbieten.

Dass es bei einem so radikalen Ausbildungs- und Berufswechsel in der Umsetzung heftig hakt, war vorauszusehen.
Freiberufliche Hebammen verlieren ihr bisher Aufgebautes ohne gleichwertige Alternative.
Kliniken: Reduzierung von wohnortnahen Kliniken, Personalmangel, fehlender (Stations-)Umbau, sie sind gewinn- statt bedürfnisorientiert, fachfremde Arbeiten sind von Hebammen zu leisten – so die Kritiker*innen.

Links:

  • Bundesgesundheitsministerium (link)
  • AOK (link)
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Elise Herrmann (1886 – 1958), Dörrenbach

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JOHANNA VOLKE, Bad Sassendorf

geb. Eweler (21.3.1892 – 19.8.1963)

Nach 34 Jahren Dienst (1925-1959) ging die Hebamme von Bad Sassendorf/Kreis Soest in den Ruhestand.

1960 bekam sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Aus ihrem Dankesbrief: „Ich freue mich besonders, weil damit gleichzeitig die aufopferungsvolle, der Gesundheit des Volkes dienende Arbeit meines Berufsstandes gewürdigt und geehrt wird.“

2012 wurde das Evangelische Familienzentrum in Bad Sassendorf nach ihr benannt.

Seit dem 7.3.2019 erinnert ein Denkmal auf dem Hof Haulle in Bad Sassendorf an sie (Bildhauer Michael Düchting): Eine Bronzeskulptur auf einem Sockel aus Anröchter Grünsandstein.

Inschrift an der Blockspitze des Sockels: „Für das Leben – Johanna Volke – 1892-1963 – Hebamme in der Gemeinde Bad Sassendorf“

Die ca. 60cm-hohe Skulptur zeigt, wie man sie kannte: mit Fahrrad, Hirtenhund Asso und Hebammentasche auf dem Gepäckträger.

Unmittelbar vor der Figur sind Fuß- und Radspuren im Stein angedeutet. „In der Ferne“ stehen die Kirchtürme von Sassendorf, Lohne und Weslarn.

Nicht nur die politische Gemeinde dankt Frau Volke auf diese Weise, sondern auch die Vielen, die sich für das Denkmal einsetzten und für seine Anschaffung spendeten.

Sie ist Tochter einer Tagelöhnerin und eines Schmiedegesellens.

Mit 6 J. verliert sie ihre Mutter, mit 12 J. ihren Vater.

Mit 20 J. heiratet sie.

Das Paar zieht zu seiner Mutter. Johanna arbeitet als Dienstmagd.

Sie bekommen 7 Kinder. Ein Sohn stirbt als Soldat im 2. Weltkrieg.

Mit 28 J. startet sie als Hebamme.

Mit 46 J. wird sie Witwe. Da ist das Einkommen als Hebamme nochmals wichtiger.

Sie muss dazu Wegestrecken von 3-4 km mit einem Fahrrad bei jeder Witterung und zu allen Tages- und Nachtzeiten zurücklegen.

Die 17jährige Älteste muss sich deshalb weitgehend um die kleinen Geschwister kümmern.

Die NS-Zeit verlangt neue Prüfungen für Hebammen, den Ariernachweis, „Rassehygiene“.

Sie kommt ihren „NS-Pflichten“ nicht nach. Im Gegenteil: Sie setzte sich zu ihren Lebzeiten bedingungslos für das Leben von Mutter und Kind sowie das Leben von Familien, in schwierigen und in Kriegszeiten ein. So hilft sie auch verschleppten Zwangsarbeiterinnen und meldet keine „erbkranken“ Kinder.

Mit 67 J. (1959) geht sie aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

weiterführende links:

  • Soester Anzeiger 25.03.2012: „Johanna Volke“ gibt Familienzentrum Namen
  • Ev. Johanna Volke Familienzentrum Bad Sassendorf (link)
  • Ludger Tenberge, Soester Anzeiger, 15.11.2017: „Stille Heldin des Alltags“: Denkmal für Johanna Volke in Planung (link)
  • Ludger Tenberge, Soester Anzeiger 21.03.2018: Johanna Volke: Michael Düchting soll Kunstwerk zu Ehren der Hebamme schaffen
  • Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg 2019: „Ein Denkmal für das Leben – Erinnerung an Johanna Volke steht stellvertretend für die vielen tausend Hebammen“ (link)
  • Johanna-Volke-Denkmal auf Hof Haulle (link)
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Elisabeth Eidenbenz

Sie ist keine Hebamme – und doch gehört sie in diese Reihe!

Die Schweizerin (12.06.1913 – 23.05.2011) steht für viele ehrenamtlich Engagierte ihrer Zeit und „ihrer“ Organisationen. Und doch ragen ihre Verdienste so weit hervor, dass ihr, neben weiteren hochrangigen Ehrungen, 2002 der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen wurde.

Dabei war ihr Engagement bis 1991 vergessen. Erst die Familien-Forschungen eines belgischen Diplomaten jüdischer Abkunft brachte es wieder ans Tageslicht.

Sie war eine ausgebildete Primarschullehrerin. Außerdem absolvierte sie auch eine Haushaltungsschule.

Sie unterrichtete Kinder mit sozialen Problemen und Benachteiligungen.

Sie begeisterte sich für das dänische Volksschulsystem und besuchte dort 1937 einen Sommerkurs.

A) Durch Bitte des „Service Civil International“ (SCI) ging sie anschließend (bis 1938) nach Burjassot/Valencia. Seit 1936 tobte der „Spanische Bürgerkrieg“ (bis 1939).

Als Mitglied der „Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder“ (SAS) kümmerte sie sich um den Mitarbeiter*innen-Haushalt, um eine Kantine (mit täglich 2x kostenlosen Essensausgaben für Kinder), half in einer Kleiderausgabe für Flüchtlinge und allgemein Notleidende.

Sie kehrte kurz in die Schweiz zurück.

B) Im Januar 1939 richtete sie in Brouilla (SO-Frankreich) eine behördlich erlaubte Mütterklinik ein für vor den Franco-Truppen geflohene schwangere Frauen. Eidenbenz holte diese aus den französischen Internierungslagern. Bis zur Schließung im September 1939 kamen in Brouilla 33 Kinder zur Welt.

C) Die SAS kaufte ein paar Kilometer entfernt von Broilla ein baufälliges Schloss, das 1941 von der „Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes“ übernommen wurde.

Eidenbenz renovierte das Schloss so weit möglich und richtete im Dezember 1939 die neue Entbindungsklinik ein, die „Maternité suisse d’Elne“. Erste Hebamme war eine Französin, danach kamen Schweizerinnen.

Sie nahmen wieder schwangere Frauen und unterernährte Kinder auf – auch (verdeckt) jüdische Frauen, Sinti- und Roma-Frauen, ohne Rücksicht auf behördlich-einschränkende Vorgaben (Die Flüchtlingslager waren zwischenzeitlich zu KZs umfunktioniert worden)!

Von Dezember 1939 bis zur Schließung 1944 kamen dort ca. 600 Kinder, davon ca. 200 jüdische, zur Welt.

Im April 1944 mussten sie das Schloss verlassen, weil es von deutschem Militär beschlagnahmt wurde. Die Ausweichquartiere waren nicht sehr effektiv, weil sie zwischen die Fronten von Résistance und Wehrmacht gerieten. 1944 kehrte Eidenbenz zurück in die Schweiz.

D)

1946 zog sie im Auftrag der „Schweizer Spende“ nach Wien. Dort kümmerte sie sich um Flüchtlingskinder der Vertriebenen aus den deutschsprachigen Ostgebieten.

Sie richtete ein Kinderheim ein, das „Schweizer Haus Hadersdorf“.

1948 wurde es vom „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz“ (HEKS) übernommen und um eine Haushalts- und Kinderpflegeschule für arbeitslose Flüchtlingsmädchen erweitert.

Nach dem Ungarnaufstand 1956 nahm sie auch ungarische Mütter mit ihren Kindern auf.

E) 1975 ging Eidenbenz in den Ruhestand, lebte weiter in Wien.

Von 2009 bis zu ihrem Tod am 23.05.2011 lebte sie in Zürich in einem Altersheim.

Ihr Nachlass befindet sich in Zürich.

EHRUNGEN:

  • 2002: Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“
  • 2005: Ehrendoktor der „Acadèmia de Ciències Mèdiques i de la Salut de Catalunya i de Balears“, Barcelona
  • 2006: „Goldenes Ehrenkreuz“ des Ordens „Civil de la Solidaridad“ der Königin Sofia
  • „Sankt-Georgs-Kreuz“ von Katalonien
  • Ehrenbürgerin der Stadt Elne
  • 2007 Ritter der französischen Ehrenlegion
  • 2009: „Preis für besondere Verdienste“ vom Geburtsort Wila/Schweiz
  • 2009: Ausstellung „Kinder von Elne“ im Museum des Schweizerischen Roten Kreuzes in Genf

Gruppenfoto: Von Fotograf unbekannt / Fotographer unknown – Archive Swiss Red Cross / Archiv SRK, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48103648

Zeichnung: By Ле Лой – Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41790769

Evakuierung von Kindern: Von unknown (MHM-com 15:23, 7 January 2008 (UTC)) – SCI-International Archives, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3353216

weiterführende Links (Auswahl):

„Ich habe das getan, was getan werden musste“ (link)

  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité Suisse in Elne.mp4 (youtube)
  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité in Elne – Bericht mit Kommentar von Azucena Rubio (link)
  • Eine Gerechte unter den Völkern (link)
  • Eine der «vergessenen Frauen» (NZZ)
  • Virtuelles Denkmal „Gerechte der Pflege“ (link)
  • „Maternité suisse d’Elne“ (wikipedia)
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SKULD, Horneburg

SKULD,
eine der drei Nornen, Schicksalsfrauen, aus der nordischen Mythologie.
Ihr Name bedeutet „Schuld“, „das der Vergangenheit Geschuldete“, „Zukunft“.

Der Bildhauer Carsten Eggers (geb. 1957) wählte sie für seine Bronzeplastik zum 750-jährigen Bestehen von Horneburg (2005).

Sie symbolisiert für ihn „Geburt und den folgerichtigen Tod“.
Er gibt Skuld ein Stundenglas in die Hand, deren Sand aber bewusst nicht rinnt. „Es ist noch nichts entschieden, die Zukunft ist völlig offen“, sagt er.

Die Bronze steht für
die Hebamme MARIE OLGA KATHARINA BÄHR (gest. 1994)
und
die „Totenfrau“ KATHARINA LÜTJE (gest. 1980)

Der Künstler Carsten Eggers schuf sie aus Anlass des 750-jährigen Bestehens von Horneburg, Landkreis Stade

Für den Künstler C. Eggers ist SKULD die angemessene Erinnerung an zwei „noch gut bekannte“ Horneburger Frauen. An – laut Infotafel bei der Bronze:
die Hebamme „Schwester Käthe“

und die „Totenfrau“ KATHARINA LÜTJE
Sie stand den Sterbenden in ihren letzten Stunden bei, danach den Familien bei der Vorbereitung von Beerdigung und Abschied.

Das Denkmal steht stellvertretend für die vielen engagierten Frauen, wie der Direktor der Sparkasse Stade als Vertreter der Stifterin sagte.

Foto: Von Ilona Eggers – Egen Wark, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1546580

URL Plattdeutsche Seite Hornburgs: https://nds.wikipedia.org/wiki/Hornborg

weiterführende links:

  • Samtgemeinde Horneburg (Plastik)
  • Adolf Brockmann, Hamburger Abendblatt 11.04.2005: Horneburg setzte zwei Frauen ein Denkmal (link)
  • Verlag W. Simon: Gemeinde HORNEBURG/Niedersachsen (link)
  • Carsten Eggers (wikipedia)
  • Hornborg (Plattdeutsch) (link)
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KATTELBAS-BRUNNEN, Weyher

Neben dem alten Rathaus von 1608 steht im Weinbauort Weyher in der Pfalz (Landkreis Südliche Weinstraße) seit dem 1. Juni 2000 der

KATTELBAS-BRUNNEN

Er ist benannt nach
KATHARINA LUTZ
genannt „die Kattelbas“: Kattel (Katharina) + Bas (Base, Kusine)

Foto des Brunnens: „2018_10 Keschdeweg Burrweiler“ by enbodenumer is licensed under CC BY-NC-SA 2.0. https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/?ref=openverse.

weiterführende links:

  • wunderkräuter.de (link)
  • Pfalz-Info (link)
  • Willkommen in Weyher (link)