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Henriette Davidis

Johanna Friederika HENRIETTE Katharina DAVIDIS
* 1. März 1801 in Wengern, NRW
† 3. April 1876 in Dortmund, NRW

H. Davidis hat eine für ihre Zeit ungewöhnliche Biografie, und definitiv eine, die nicht zu der von ihr propagierten und bedienten bürgerlichen Schicht passte.
Geboren in eine Pfarrfamilie – als Jugendliche lebte sie für zwei Jahre bei ihrer verheirateten Schwester im Schloss von Schwelm, sie besuchte dort die „höhere Töchterschule“ – zwei Verlobte sterben vor einer Eheschließung – sie bleibt zeitlebens ledig.
Sie unterstützte die Familie ihrer Schwester und ihre verwitwete Mutter. Nach deren Tod arbeitet sie als Erzieherin und Gouvernante.

1844 veröffentlicht sie ihr „Praktisches Kochbuch“ (2. Aufl. 1845, 3. Aufl. 1846, 4. Aufl. 1848, …). Viel später beklagte sie sich darüber, dass der herausgebende Verlag ihre geschäftliche Unerfahrenheit heftig zu seinem Gunsten ausgenutzt und sie am finanziellen Erfolg ihrer Veröffentlichungen nicht angemessen beteiligt hat. Einige Werke, wie z.B. 1856 „Puppenmutti Anna“, veröffentlichte sie deshalb auch bei einem anderen Verlag. Erst rund 16 Jahre vor ihrem Tod bekam sie so viel Bezahlung, dass sie sich eine eigene Wohnung mieten konnte.

Der Erfolg des Kochbuchs inspirierte HENRIETTE DAVIDIS zu weiteren hauswirtschaftlichen Grundlagen-Büchern (Haushalt samt Gemüsegarten) für Kinder und junge Frauen des Bürgertums.
Sie gilt ab den 1860ern als hauswirtschaftliche Autorität. Und so bekommt sie Werbeaufträge für Geräte- und Produkt-Neuheiten. Sie macht in ihren Büchern, wie wir heute sagen, „Produktplacement“, wie weit bezahlt oder unbezahlt ist heute unbekannt.
Sie ist die erfolgreichste und bekannteste Kochbuchautorin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts – auf jeden Fall in Westfalen. Wie weit in anderen Regionen Deutschlands? Schwer zu sagen. Was damals im Ausland bekannt und verbreitet wird, hängt ja auch immer von der Heimatregion der jeweiligen Auswanderer ab. – Gehen Sie z.B. mal in den USA „deutsch“ essen. Echt? Das ist „deutsch“? Ja, geprägt von Auswanderern einer bestimmten Region Deutschlands!

In Milwaukee/USA wurde das Buch 1879 „für die Deutschen in Amerika“ auf Deutsch herausgegeben: „Vermehrt und verbessert durch Aufnahme von Recepten zu den in Amerika landesüblichen Speisen, Backwerken etc., und durch Uebertragung des deutschen in amerikanisches Maß und Gewicht, sowie durch Hinzufügung eines Speisezettels für Kranke aller Art“.
Auf jeden Fall gab es Übersetzungen ins Englische, Dänische, Niederländische und Französische.
Nach Davidis Tod „überarbeiteten“ und erweiterten viele weitere Autor*innen ihr Kochbuch, veröffentlichten Raubkopien. Erst die offiziellen Neuauflagen ab 1990 halten sich wieder eng an die Erstausgabe.

Sie pflegen gezielt Davidis Erbe:
a) Die „Henriette-Davidis-Gesellschaft e.V.“ fördert das „Deutsche Kochbuchmuseum“ in Dortmund mit dessen wissenschaftlicher und museumspädagogischer Arbeit.
b) Das Henriette-Davidis-Museum der Stadt Wetter (Ruhr) mit Davidis-Büchern und Themen des biedermeierlichen Lebens.

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Stand: 01.2024

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