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ANNA MARGARETHE BERGNER

geb. Marx
geb. 28.7.1800, Trier; gest. 22.4.1882, Bad Dürkheim

Nein, ich konnte sie nicht aussparen – obwohl ich sie ursprünglich nicht vorstellen wollte: „DIE SCHÖNE ANNA“, Wirtin und „begnadete Küchenmeisterin“. Ihr gehörte zusammen mit ihrem Mann das in Bad Dürkheim eröffnete Hotel „Vier Jahreszeiten“. Erste Adresse für königliche Gäste, berühmte Künstler und „das feine bürgerliche Publikum“.

Aber wann findet man schon in jenen Tagen eine so erfrischend und selbstverständlich selbstbewusste Frau. Zeitgenossen beschrieben sie als „emanzipiert, charismatisch und kultiviert“.

Über sie existieren viele Anekdoten.
Z.B. lud sie 1843 in einer Anzeige nur in eigenem Namen zu einem Konzert mit Ball ein. Dies führte zu süffisanten Nachfragen, z.B. ob denn ihr Mann „schreib‑, mund‑ oder gar mausetodt“ sei.


Ihr „Pfälzer Kochbuch. Eine Sammlung von 1002 praktisch bewährten Kochrecepten aller Art, begründet auf 30-jährige Erfahrung – den deutschen Frauen und Töchtern gewidmet“ gibt sie nach ihrer Hotel-Zeit 1858 heraus.
[Reprint Edition Forsthaus Weilach 1, Auflage 1997; Neuausgabe 2008, pro Message Verlag; 2017 Taschenbuch-Nachdruck des Originals von 1858]

Anmerkung der Verfasserin 1858:
„Wegen des [Kochbuch]Titels … kann ich zur Rechtfertigung nur anführen, daß die Pfalz, als das Paladium des d e u t s c h e n  R e i c h e s, als die Perle an der deutschen Kaiserkrone betrachtet wurde, – daß sie zur Zeit der deutschen Reichsherrlichkeit mit den schönsten Schlössern und reichsten Klöstern erfüllt war … auch die feinste Küche gefunden wurde und die ausgebildete Kochkunst heimisch war, die bis zur Gegenwart, ja auf die spätesten Enkel des lebensfrohen pfälzischen Volksstammes sich vererbt hat.“

Kochbuch Einleitung 1858:
„… Ich kann es nämlich mit großer Bestimmtheit behaupten, daß oft durch die Unkenntniß einer Hausfrau im Kochen manches eheliche Glück gestört wird, während sich eine im Kochen wohl erfahrene Hausfrau die Achtung und Liebe ihres Gemahls in erhöhtem Maße erwirbt. Auch dem Gesinde gegenüber ist dies einer Haufrau von Nutzen, da sie oft ihre Dienstboten nur deßhalb länger behält, weil diese glauben, bei ihr Etwas lernen zu können.

Zuerst muß ich Reinlichkeit als die schönste Zierde einer Köchin hervorheben. …

In Bezug auf die Kochrecepte bemerke ich Folgendes: Als Maaß gebrauche ich den rheinbayerischen Schoppen (1/2 Liter). …“

Es folgen Empfehlungen für gutes Geschirr, welche Lebensmittel und Gewürze als Basis vorhanden sein müssen, welche Themen sie behandelt, u.a. auch Resteverwertung.

Auf ihre Schildkröten-Suppe verzichte ich gerne, aber ihre Mandelmilch-Suppe klingt gut. Das Rezept erinnert mich an die indische ‚dicke Kokosmilch‘:

Im Heimatmuseum Bad Dürkheim „serviert sie“ heute auf Knopfdruck virtuell Saumagen und Kartoffelsuppe.

Rezept Mandelmilch-Suppe:

weiterführende Links:

  • Biografie (link)
  • Heimatmuseum Bad Dürkheim (link)
  • „Bad Dürkheim Schöne Anna kocht auf Knopfdruck“, 21. Mai 2019 (link)
  • „Rheinland-Pfalz Aal von der schönen Anna“, 08. Dezember 2018 (link)
  • Anna Bergner: Pfälzer Kochbuch: Eine Sammlung von 1002 praktisch bewährten Kochrecepten. Mannheim 1858 (download möglich)
    Hinweis: bei vielen Titeln steht „Iraktisch“. Das ist ein Druckfehler und heißt eigentlich „Praktisch“.
  • Anna Bergner: Anna Bergner’s Kochbuch: Quintessenz der rheinischen Kochkunst. Für bürgerliche Haushaltungen. Mannheim 1870

Stand: 01.2024

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