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Dr. Edith Stein (II)

als Karmelitin: Schwester Theresa Benedicta a Cruce

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ERINNERN HEISST VERÄNDERN

Am 1.05.1987 spricht Papst Johannes Paul II. E. Stein selig.
Am 11.10.1998 folgte die Heiligsprechung.

Ab Oktober 1998 steht auch an einem der Pfeiler des Chor-Umgangs der Nürnberger Frauenkirche ihre überlebensgroße Plastik als Karmelitin (von Prof. Wilhelm Uhlig).

Z.Zt. läuft ein Antrag, sie zur „Kirchenlehrerin“ zu erheben.

ERINNERN HEISST VERÄNDERN

Viele Kirchen, Orden, Schulen, Straßen usw. erinnern an diese Pädagogin, Philosophin, Wissenschaftlerin – der man 1918/19 an insgesamt vier Universitäten die Habilitation verwehrte, allein weil sie Frau war!

Am 1.01.1922 konvertierte die in eine jüdisch-orthodoxe Familie Hineingeborene zum römisch-katholischen Glauben.

Am 24.4.1930 hielt sie in Nürnberg bei der 16. Hauptversammlung der kath. bayerischen Lehrerinnen das Referat: „Die theoretischen Grundlagen der sozialen Bildungsarbeit“.

Der Tag begann mit einem Pontifikalamt in der Nürnberger Frauenkirche am Hauptmarkt.Diese – gestiftet 1355 – steht an Stelle einer bei einem schrecklichen Pogrom im Dez. 1349 zerstörten Synagoge – mit mindestens 562 getöteten und weiteren radikal vertriebenen Juden.
Ob sie diese Geschichte kannte?

Schon Ostern 1933 erbat sie, vergeblich!, bei Papst Pius XI. eine Privataudienz, »um eine Enzyklika gegen den Antisemitismus anzuregen«.

Am 14.10.1933 trat sie in den deutschen Orden der Karmelitinnen ein.

1938 floh sie in den niederländischen Orden der Karmelitinnen in Echt.

Am 2.08.1942 wurde sie in Echt, zusammen mit ihrer ebenfalls konvertierten Schwester Rosa, von den Nazis verhaftet.
Am 9.08.1942 kamen die Schwestern in Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer um.

WAS VERÄNDERT HEUTE FÜR UNS SELBST

– ihr klarer Anspruch an un‑begrenzter Teilhabe an Bildung und Beruf
– ihr klarer Anspruch an Loyalität und Schutz
– ihr Mut, lieber in den sicheren Tod zu gehen als ihre Schwester in Stich zu lassen
????

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Stand 10.2024

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Dr. Edith Stein (I)

als Karmelitin: Schwester Theresa Benedicta a Cruce

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Diskussion und Kritik am des 1962 gestarteten Prozesses ihrer Seligsprechung
I.
E. Steins Satz in ihrem Testament, sie gebe ihr Leben „für den Unglauben des jüd. Volkes“ führte zum Vorwurf (christl. und jüd.), dass sie dem Antisemitismus der kath. Kirche aufgesessen sei.
Ihre Seligsprechung torpediere dadurch den christl.-jüd. Dialog.

Andere sagen dagegen, dass viele andere pos. Äußerungen zum Judentum, u.a. auch zum Glauben ihrer Mutter, dagegen sprechen. Auch, dass sie schon 1933 von Papst Pius XI. eine Enzyklika gegen den Antisemitismus gefordert hat.

Deshalb sei dieser Satz, und ein paar ähnl. Aussagen, mehr auf Jesus als auf die jüd. Religion bezogen.
Sie dürfe deshalb nicht als Vertreterin einer antijüdischen Tradition gesehen werden.

II.
Wesentlich länger und schärfer sind die Vorwürfe gegenüber der röm.-kath. Kirche im Laufe der jahrelangen Diskussionen:

Sie missbrauche E. Stein, um sich durch deren Erklären zur Märtyrerin „reinzuwaschen“, um ihr Schweigen zu überdecken (nicht nur des Papstes, sondern auch anderer Amtsträger*innen) zu den Gräuel der Nazis oder gar der teilweisen Zustimmung zur NS-Ideologie.

Die Kirche tue so, als ob E. Stein als Katholikin verfolgt und ermordet worden sei.

Die Kirche verfälsche E. Steins und ihre eigene geschichtl. Rolle bei der Verhaftung. Zumindest anfangs hieß es z.B., dass E. Stein selbst im Kölner Kloster ihre jüd. Herkunft verraten hätte – in Wirklichkeit war es die Priorin des Klosters.

Einige Artikel der letzten Jahre zeigen eine (nur teilweise öffentl.) Aufarbeitung innerhalb der röm.-kath. Kirche. Wie ehrlich, radikal und umfassend – nicht zuletzt im Wandel der konkreten Heiligenverehrung – kann ich zumindest auf den von mir besuchten „gläubig / kirchlich geprägten“ Internetseiten nicht erkennen.

Ich kann Dr. Edith Stein nur wünschen, dass es trotzdem geschah und geschieht.
Dann kann sie auch eine „Heilige“, im säkularen Sinn ein „Vorbild“ sein:

  • mit ihrem klaren Anspruch an un begrenzter Teilhabe an Bildung und Beruf
  • mit ihrem klaren Anspruch an Loyalität und Schutz
  • mit ihrem Mut, lieber in den sicheren Tod zu gehen als ihre Schwester in Stich zu lassen

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Stand 10.2024

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Marie-Thérèse Danielsson

In Lima, Peru, lernt Marie-Thérèse den schwedischen Ethnologen Bengt Danielsson kennen. 1948 heiraten Beide. 1949 ziehen sie nach Französisch-Polynesien für ethnologische Studien. Sie publizieren gemeinsam die Ergebnisse ihrer Forschungen.

Sie lassen sich auf Dauer im SW Tahitis nieder. Dort engagieren sie sich u.a. in der Lokalpolitik sowie in Frauengruppen für mehr Umweltschutz.

Das Leben der Beiden wird durch die Unabhängigkeit Algeriens nachhaltig und für immer erschüttert – auch für alle Inselbewohner der Region und darüber hinaus – bis heute!

Algerien verbot Frankreich, weiterhin Kernwaffentests in der algerischen Sahara zu zünden. So führt Frankreich ab 1966 seine Kernwaffentests in Französisch-Polynesien weiter – auf Mururoa anscheinend 188 Atombomben bis 1996!

Zu den vielen Toten, die durch medizinische Folgeschäden der Tests starben, zählte auch ihre Adoptivtochter. Die Danielssons wurden zu Aktivisten gegen die französischen Tests. Sie ließen sich auch nicht durch Diffamierungen aus Frankreich von ihrem Kampf abhalten.

Frankreich ließ keine unabhängigen internationalen Untersuchungen zu. Ungeachtet dessen machten die Danielssons die Schäden der Nukleartests an den Menschen und der Umwelt Polynesiens und die sozialen Folgen des französischen Kolonialismus weltweit bekannt.

1991
Für ihr erfolgreiches Engagement erhielt das Paar den Right Livelihood Award, den „Alternativen Nobelpreis“.


Die Danielssons veröffentlichten nicht nur Schriften und Bücher zum Thema Kernwaffentests, sondern auch zu Geschichte, Gesellschaft und Kultur Tahitis.

Nach Bengts Tod 1997 engagierte sie sich weiter im Anti-Atomwaffen-Kampf, unterstützte Organisationen, die durch die Tests geschädigte Personen unterstützen. Sie war dazu u.a. auch Leiterin der Organisation „WILPF Polynesia“, des regionalen Verbandes der „Women’s International League for Peace and Freedom“ (WILPF).

Sie wurde, wie Bengt und ihre Tochter Maruia, in Schweden beerdigt.

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Stand 10.2024

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Katalin Karikó

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Sie studierte Biochemie an einer der größten Universitäten in Ungarn, in Szeged. Das Studium schloss sie mit einer Doktorarbeit ab. Anschließend forschte sie weiter an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Ihr Forschungsgebiet ist seit ihrer Doktorarbeit die RNA (Ribonukleinsäure). Diese ist bei bestimmten Viren (z.B. den CORONA-Viren) Träger derer Erbinformationen. Diese lösen bei Tieren und Menschen eine Reaktion des Immunsystems aus. Karikós Fragestellung: wie kann man diese Immunreaktion unterdrücken?

1985 wandert sie mit Mann und Tochter in die USA aus.
Sie forscht dort weiter an der University of Pennsylvania. Zusammen mit dem Immunologen Drew Weissman findet sie heraus, wie man die Immunreaktion unterdrücken kann. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse 2005!
Sie forschen nun weiter an der Entwicklung von Medikamenten auf mRNA-Basis. DIE BASISforschung für die spätere Entwicklung des CORONA-Impfstoffes.

Karikó verliert ihre Uni-Stelle, weil es ihr nicht gelang, Drittmittel für ihre Forschung einzuwerben. Die Uni verkauft ganz legal „ihr“ Patent.
Der Harvard-Professor Derrick Rossi greift ihre Technologie auf, gründet 2010 die Firma „Moderna“ und entwickelt die Technologie weiter zum bekannten „Moderna-Impfstoff“ gegen Corona.
Sie selbst zieht weiter nach Deutschland.
Sie wird „Senior Vice President“ bei BioNTech, einem Unternehmen, das 2020 einen mRNA-basierten Impfstoff gegen COVID-19 entwickelte. – Jetzt etwas zu Corona oder den Impfstoffen zu schreiben wäre „Eulen nach Athen tragen“, oder?

September 2022 zieht sie zurück nach Ungarn.
Seitdem ist sie Professorin an ihrer ehemaligen Universität Szeged – und, welche Ironie, „Adjunct Professor“ der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania.
Ihre Liste an renommierten Preisen und Auszeichnungen ist lang.
On top erhält sie zusammen mit Prof. Drew Weissman 2023 den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“.

weiterführende Links (Auswahl)

Stand: 01.2024

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Gabriela Mistral

Text:

LUCILA GODOY ALCAYAGA
alias „Gabriela Mistral“
* 7.04.1889 in Vicuña, Chile
† 10.01.1957 in Hempstead, New York

Ihr Alias wählte sie nach dem Mistral, dem heftigen
Mittelmeerwind, und ihren Lieblingsdichtern
Gabriele D’Annunzio und Frédéric Mistral.

Sie war die erst fünfte Literaturnobelpreisträgerin
von 44 Literaturnobelpreisträgern.

Sie war die erste Literaturpreisträgerin Südamerikas.
Dass sie diesen Preis gerade 1945 erhielt war ein
starkes Signal am Start der Neuordnung der Welt,
am Ende der „klassischen“ Kolonialzeit, am Anfang
vom Ende der eurozentrischen Dominanz.

Lange vor dem Literaturnobelpreis gehörten Mistrals
Werke zum „lateinamerikanischen Literaturkanon“,
waren/sind Schullektüre.

Sie war schon zu ihren Lebzeiten und vor der Verleihung
des Nobelpreises berühmt und eine „National-Ikone“.
Es rankten sich um sie auch viele Mythen und
(sie instrumentalisierende) Zuschreibungen.

Erst in neuerer Zeit bemüht man sich um einen
ausgewogeneren kontext- und quellenbezogenen
Umgang mit ihrem Leben und Werk.

weiterführende Links:

  • Nobel Foundation: The Nobel Prize in Literature 1945 (link, EN)
  • Susanne Klengel (Gabriela Mistral)
  • Marília Jöhnk („Poetik des Kolibris„)
  • Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) (Zeitungsausschnitte 1937-1981)
  • Gabriela Mistral (fembio)
  • Gabriela Mistral (wikipedia)

    Stand: 01.2024