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Eunice Brookman-Amissah

Sie war nach ihrer Ausbildung zur Medizinerin (Ghana und UK) und mehrerer „fellowships“ der UNESCO u.a. ghanaische Gesundheitsministerin (1996 bis 1997/98), ghanaische Botschafterin in den Niederlanden (1998 bis 2000), Vize-Direktorin von „Ipas“ (2001-2014).

Trotz all ihrer internationalen Tätigkeiten und Engagements findet sich im Netz nichts Persönliches über sie. Erstaunlich!

Zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit war sie „Allrounderin“ und arbeitete im Bereich Allgemeinmedizin, Pädiatrie, Chirurgie, Geburtshilfe und Gynäkologie. Daneben arbeitete sie wissenschaftlich und engagierte sich in verschiedenen Organisationen.

Zu ihrer Lebensaufgabe findet sie als sie einer 14-jährigen Patientin einen Abtreibungswunsch verweigert. Die Patientin stirbt an einem unsachgemäßen Abtreibungsversuch.

Fortan engagiert sie sich für „sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte“ (“Sexual and reproductive health“/SRH)” der Frauen Afrikas …
für das Menschenrecht auf physische und psychische Gesundheit, speziell
– selbstbestimmtes Sexualleben
-Aufklärung und Beratung über Verhütungsmittel
– bezahlbare Verhütungsmittel
– medizinisch sichere Abtreibung
– sachgerechte Begleitung bei Schwangerschaft und Geburt, … –
nicht nur in Städten, sondern auch auf dem Land, auf dem es meist keine Ärzte gibt.

2006 und 2016 bekommt sie, vor allem wegen ihres Engagements für sichere Abtreibung, konkrete Morddrohungen. Sie brauchte einen durchgängigen-Personenschutz.

Sie bewirkt Erstaunliches:
– das „Maputo Protocol“ der ‚African Union‘; dadurch Gesetzesänderungen in vielen afrikanischen Staaten
– eine Kehrtwende im Denken und den Empfehlungen der „The International Confederation of Midwives/ICM (intern. Hebammenverband)
– Hebammen in vielen afrikanischen Staaten werden heute so qualifiziert ausgebildet, dass sie in arztlosen Gegenden die ärztlichen Aufgaben übernehmen können …

FOLGE: Seit 2000 sank in der Region „Subsahara-Afrika/Afrika südlich der Sahara“ die Zahl der Todesfälle der Frauen in Zusammenhang mit Schwangerschaftsabbrüchen um 40 %!

weiterführende links:

  • Eunice Brookman-Amissah, Ankündigung von Right Livelihood Award (DE) (EN)
  • Ipas – Africa Alliance for Women’s Reproductive Health and Rights (link)
  • Right Livelihood Award, wikipedia (link)
  • Right Livelihood Award, wikipedia EN (link)

Stand 10.2023

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Alternativer Nobelpreis Biografien blog Themen 2023 blogt Hebammen

Ina May Gaskin

geboren 8. März 1940

Ihre Ehrentitel:
– „the most famous midwife in the world” (“die berühmteste Hebamme der Welt”)
– „mother of authentic midwifery“ („Mutter der authentischen Geburtshilfe“).
2009 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Thames Valley University in London
Am 11.12.2011 bekam sie den “Right Livelihood Award” verliehen (in Deutschland bekannter unter “Alternativer Nobelpreis“)

Ina und Stephen Gaskin/San Francisco: Hippies und Aussteiger, als sie sich am 10.10.1970 mit 250 bis 400 Hippies auf eine Reise durch die USA aufmachten.
Reisebedingungen: keine Gewalt, keine Drogen, keine Anträge auf Sozialhilfe!

Nach 7 Monaten endet die Reise in Tennessee.
Die Teilnehmer starten mit einer Kommune gleichzeitig das Projekt „The Farm”.
Mehr bei Stephen Gaskin, “rightlivelihood.org” 1980.

Durch ihre Erfahrungen bei der Projektarbeit sowie bei der Geburt ihrer Tochter entscheidet sich Ina, Hebamme zu werden. Ihr (US-)Abschluss: Certified Professional Midwife, CPM.

Sie gründet mit anderen Hebammen „The Farm Midwifery Center“, eines der ersten außerklinischen Geburtshilfezentren in den USA.

Ihr lebenslanges Engagement gilt der „natürlichen Geburt“ nach den Rhythmen der Natur. Im Normalfall eine Geburt nur mit Hebammen, ohne Ärzte und Technik.

Für das Problem, dass das Kind bei der Geburt feststeckt, entwickelt sie das weltweit sehr erfolgreiche „Manöver nach Gaskin“ (auch „Vierfüßlerstand“) nach guatemaltekischem Vorbild.

Sie kämpft FÜR die Hausgeburt und GEGEN das „Fabrikmodell der krankenhausbasierten Entbindungspflege“, die unnötige Technisierung der Geburt, – vor allem bedingt durch die Angst und Unwissenheit von Frauen und Ärzt*innen und der Dominanz der Versicherungen.

Sie kämpft GEGEN die in vielen Fällen unnötigen, überbordenden Kaiserschnittraten weltweit (Bsp. einer Klinik in Brasilien 2011: 95%), die zu gefährlichen Komplikationen und unnötig hoher Müttersterblichkeit führen.

Sie kämpft FÜR den Fortbestand des Hebammenberufs – und des dazugehörigen „Hebammen-Know-Hows“ – neben dem Standardwissen z.B. das Wissen um Scheinschwangerschaften.

International bekannt wird sie mit ihrem, in viele Sprachen übersetzte, Buch „Spiritual Midwifery“ (1977).

Die Zahl ihrer internationalen Aktivitäten, Dozenturen, Vorträge, Workshops und Veröffentlichungen ist lang. Ihr Ehrentitel „mother of authentic midwifery“ („Mutter
der authentischen Geburtshilfe“).

2009: Ehrendoktorwürde der Thames Valley University/London
2011: “Right Livelihood Award” (“Alternativer Nobelpreis“)
2013 in die Women´s Hall of Fame aufgenommen

weiterführende links:

Foto: File:Ina May Gaskin lecture at the Nambassa 3 day Music & Alternatives festival, New Zealand 1981. Photographer Michael Bennetts.jpg

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Prof. Friederike zu Sayn-Wittgenstein, geb. 1961

Sie ist eine Hebamme, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschullehrerin.

Seit September 2000 ist sie Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaften an der Hochschule Osnabrück. Unter ihrer Leitung wurde dort der bundesweit erste Bachelor-Studiengang Midwifery an der Hochschule etabliert.

Von 1982 – 1984 dauerte ihre Hebammenausbildung

Bis 1989 war sie danach Kreißsaal-Hebamme

In dieser Zeit engagierte sie sich auch als Gesundheitsberaterin für Entwicklungshilfeprojekte in Brasilien

Ab 1989 Studium der Pflege- und Gesundheitswissenschaften in den USA

Sie besitzt mehrere Master-Abschlüsse und einen „Doctor of Public Health (Dr. P. H.), Harvard University“

Ihre akademischen und beruflichen Schwerpunkte sowie ihre (Forschungs-) Tätigkeiten sprengen diesen Artikel, ebenso die Zahl ihrer Veröffentlichungen.

Seit September 2000 ist sie Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaften an der Hochschule Osnabrück. Unter ihrer Leitung wurde dort der bundesweit erste Bachelor-Studiengang Midwifery an der Hochschule etabliert

Sie ist Mitglied in vielen Fachorganisationen und Fachgremien

Z.B. wurde sie seit 2015 mehrmals in den „Wissenschaftsrat“ berufen, dem Beratungsgremium der Bundesregierung und der Regierungen der Länder in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs.

2008 – 2012: Gründungsmitglied und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) e.V.

2016 bekam sie den „Deutschen Pflegepreis“, verliehen vom „Deutschen Pflegerat“, für ihre Verdienste um das Hebammenwesen in Deutschland. Dieser Preis ist die höchste nationale Auszeichnung in der Pflege!

Foto: Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein während eines Vortrags zum Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal im Haus der Wissenschaft in Bremen, 20.01.2011

Links:

  • Deutscher Pflegepreis 2016 für Osnabrücker Professorin (link)
  • Hochschule Osnabrück idw 2018: Bundespräsident beruft Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein erneut in den Wissenschaftsrat (link)
  • Hochschule Osnabrück: Vita etc. von Prof. Sayn-Wittgenstein (link)
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Hebammenberuf HEUTE in Deutschland

Ultraschallbilder von Föten im Mutterleib (erstmals 1965 von Fotojournalist und Wissenschaftsfilmer Lennart Nilsson) bewirkten, nicht nur in Deutschland, eine Aufbruchstimmung rund um die Geburt. Erste „Geburtshäuser“ entstanden, verschiedene Geburtsmöglichkeiten wurden diskutiert und angeboten, Ehemänner bei Geburten erwünscht …

1985 verabschiedete man ein Hebammengesetz für „Hebammen und Entbindungspfleger“, das bis 2020 gültig war – Übergangsfrist bis 2022.

Berufsvoraussetzungen waren: 10-jährige Schulbildung. Danach berufsschulische Ausbildung. Staatlicher Abschluss. – Die Ausbildung umfasste mind. 1.600 Std. Theorie und 3.000 Std. Praxis, insgesamt drei Jahre.

Neues Hebammengesetz 2019: Akademisierung der „Hebammen“ (w, m, d) mit Bachelor-Studium (3,5 – 4 J.). Das Studium: mind. 2.200 Std. Theorie und 2.200 Std. Praxis in Kliniken und im außerklinischen Bereich bei freiberuflichen Hebammen. Es ist ein duales Studium, so dass Studierende eine Studien-Vergütung während des gesamten Studiums von „ihrer“ Klinik erhalten.

Dadurch: Angleichung an die Ausbildung der europäischen Nachbarländer, gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse, möglicher akademischer Austausch.

Zugleich eine Aufwertung des Berufs. Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge liegen ausschließlich in der Hand von Hebammen. Ärzte werden nur im Notfall geholt.

Der Aufwertung folgte eine angepasste, sehr starke Verteuerung der Haftpflichtversicherung für Hebammen (freiberuflich kaum stemmbar).

Dass dadurch (kleine) private „Geburtshäuser“ aufgegeben werden müssen passt zum politischen, gesellschaftlichen Willen: der Umbau und die Konzentration der Krankenhäuser zu Kompetenzkliniken. Die Geburtsabteilungen der Kliniken sollen deshalb ebenfalls die bisher privaten Angebote anbieten.

Dass es bei einem so radikalen Ausbildungs- und Berufswechsel in der Umsetzung heftig hakt, war vorauszusehen.
Freiberufliche Hebammen verlieren ihr bisher Aufgebautes ohne gleichwertige Alternative.
Kliniken: Reduzierung von wohnortnahen Kliniken, Personalmangel, fehlender (Stations-)Umbau, sie sind gewinn- statt bedürfnisorientiert, fachfremde Arbeiten sind von Hebammen zu leisten – so die Kritiker*innen.

Links:

  • Bundesgesundheitsministerium (link)
  • AOK (link)
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Elise Herrmann (1886 – 1958), Dörrenbach

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JOHANNA VOLKE, Bad Sassendorf

geb. Eweler (21.3.1892 – 19.8.1963)

Nach 34 Jahren Dienst (1925-1959) ging die Hebamme von Bad Sassendorf/Kreis Soest in den Ruhestand.

1960 bekam sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Aus ihrem Dankesbrief: „Ich freue mich besonders, weil damit gleichzeitig die aufopferungsvolle, der Gesundheit des Volkes dienende Arbeit meines Berufsstandes gewürdigt und geehrt wird.“

2012 wurde das Evangelische Familienzentrum in Bad Sassendorf nach ihr benannt.

Seit dem 7.3.2019 erinnert ein Denkmal auf dem Hof Haulle in Bad Sassendorf an sie (Bildhauer Michael Düchting): Eine Bronzeskulptur auf einem Sockel aus Anröchter Grünsandstein.

Inschrift an der Blockspitze des Sockels: „Für das Leben – Johanna Volke – 1892-1963 – Hebamme in der Gemeinde Bad Sassendorf“

Die ca. 60cm-hohe Skulptur zeigt, wie man sie kannte: mit Fahrrad, Hirtenhund Asso und Hebammentasche auf dem Gepäckträger.

Unmittelbar vor der Figur sind Fuß- und Radspuren im Stein angedeutet. „In der Ferne“ stehen die Kirchtürme von Sassendorf, Lohne und Weslarn.

Nicht nur die politische Gemeinde dankt Frau Volke auf diese Weise, sondern auch die Vielen, die sich für das Denkmal einsetzten und für seine Anschaffung spendeten.

Sie ist Tochter einer Tagelöhnerin und eines Schmiedegesellens.

Mit 6 J. verliert sie ihre Mutter, mit 12 J. ihren Vater.

Mit 20 J. heiratet sie.

Das Paar zieht zu seiner Mutter. Johanna arbeitet als Dienstmagd.

Sie bekommen 7 Kinder. Ein Sohn stirbt als Soldat im 2. Weltkrieg.

Mit 28 J. startet sie als Hebamme.

Mit 46 J. wird sie Witwe. Da ist das Einkommen als Hebamme nochmals wichtiger.

Sie muss dazu Wegestrecken von 3-4 km mit einem Fahrrad bei jeder Witterung und zu allen Tages- und Nachtzeiten zurücklegen.

Die 17jährige Älteste muss sich deshalb weitgehend um die kleinen Geschwister kümmern.

Die NS-Zeit verlangt neue Prüfungen für Hebammen, den Ariernachweis, „Rassehygiene“.

Sie kommt ihren „NS-Pflichten“ nicht nach. Im Gegenteil: Sie setzte sich zu ihren Lebzeiten bedingungslos für das Leben von Mutter und Kind sowie das Leben von Familien, in schwierigen und in Kriegszeiten ein. So hilft sie auch verschleppten Zwangsarbeiterinnen und meldet keine „erbkranken“ Kinder.

Mit 67 J. (1959) geht sie aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

weiterführende links:

  • Soester Anzeiger 25.03.2012: „Johanna Volke“ gibt Familienzentrum Namen
  • Ev. Johanna Volke Familienzentrum Bad Sassendorf (link)
  • Ludger Tenberge, Soester Anzeiger, 15.11.2017: „Stille Heldin des Alltags“: Denkmal für Johanna Volke in Planung (link)
  • Ludger Tenberge, Soester Anzeiger 21.03.2018: Johanna Volke: Michael Düchting soll Kunstwerk zu Ehren der Hebamme schaffen
  • Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg 2019: „Ein Denkmal für das Leben – Erinnerung an Johanna Volke steht stellvertretend für die vielen tausend Hebammen“ (link)
  • Johanna-Volke-Denkmal auf Hof Haulle (link)
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Elisabeth Eidenbenz

Sie ist keine Hebamme – und doch gehört sie in diese Reihe!

Die Schweizerin (12.06.1913 – 23.05.2011) steht für viele ehrenamtlich Engagierte ihrer Zeit und „ihrer“ Organisationen. Und doch ragen ihre Verdienste so weit hervor, dass ihr, neben weiteren hochrangigen Ehrungen, 2002 der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen wurde.

Dabei war ihr Engagement bis 1991 vergessen. Erst die Familien-Forschungen eines belgischen Diplomaten jüdischer Abkunft brachte es wieder ans Tageslicht.

Sie war eine ausgebildete Primarschullehrerin. Außerdem absolvierte sie auch eine Haushaltungsschule.

Sie unterrichtete Kinder mit sozialen Problemen und Benachteiligungen.

Sie begeisterte sich für das dänische Volksschulsystem und besuchte dort 1937 einen Sommerkurs.

A) Durch Bitte des „Service Civil International“ (SCI) ging sie anschließend (bis 1938) nach Burjassot/Valencia. Seit 1936 tobte der „Spanische Bürgerkrieg“ (bis 1939).

Als Mitglied der „Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder“ (SAS) kümmerte sie sich um den Mitarbeiter*innen-Haushalt, um eine Kantine (mit täglich 2x kostenlosen Essensausgaben für Kinder), half in einer Kleiderausgabe für Flüchtlinge und allgemein Notleidende.

Sie kehrte kurz in die Schweiz zurück.

B) Im Januar 1939 richtete sie in Brouilla (SO-Frankreich) eine behördlich erlaubte Mütterklinik ein für vor den Franco-Truppen geflohene schwangere Frauen. Eidenbenz holte diese aus den französischen Internierungslagern. Bis zur Schließung im September 1939 kamen in Brouilla 33 Kinder zur Welt.

C) Die SAS kaufte ein paar Kilometer entfernt von Broilla ein baufälliges Schloss, das 1941 von der „Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes“ übernommen wurde.

Eidenbenz renovierte das Schloss so weit möglich und richtete im Dezember 1939 die neue Entbindungsklinik ein, die „Maternité suisse d’Elne“. Erste Hebamme war eine Französin, danach kamen Schweizerinnen.

Sie nahmen wieder schwangere Frauen und unterernährte Kinder auf – auch (verdeckt) jüdische Frauen, Sinti- und Roma-Frauen, ohne Rücksicht auf behördlich-einschränkende Vorgaben (Die Flüchtlingslager waren zwischenzeitlich zu KZs umfunktioniert worden)!

Von Dezember 1939 bis zur Schließung 1944 kamen dort ca. 600 Kinder, davon ca. 200 jüdische, zur Welt.

Im April 1944 mussten sie das Schloss verlassen, weil es von deutschem Militär beschlagnahmt wurde. Die Ausweichquartiere waren nicht sehr effektiv, weil sie zwischen die Fronten von Résistance und Wehrmacht gerieten. 1944 kehrte Eidenbenz zurück in die Schweiz.

D)

1946 zog sie im Auftrag der „Schweizer Spende“ nach Wien. Dort kümmerte sie sich um Flüchtlingskinder der Vertriebenen aus den deutschsprachigen Ostgebieten.

Sie richtete ein Kinderheim ein, das „Schweizer Haus Hadersdorf“.

1948 wurde es vom „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz“ (HEKS) übernommen und um eine Haushalts- und Kinderpflegeschule für arbeitslose Flüchtlingsmädchen erweitert.

Nach dem Ungarnaufstand 1956 nahm sie auch ungarische Mütter mit ihren Kindern auf.

E) 1975 ging Eidenbenz in den Ruhestand, lebte weiter in Wien.

Von 2009 bis zu ihrem Tod am 23.05.2011 lebte sie in Zürich in einem Altersheim.

Ihr Nachlass befindet sich in Zürich.

EHRUNGEN:

  • 2002: Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“
  • 2005: Ehrendoktor der „Acadèmia de Ciències Mèdiques i de la Salut de Catalunya i de Balears“, Barcelona
  • 2006: „Goldenes Ehrenkreuz“ des Ordens „Civil de la Solidaridad“ der Königin Sofia
  • „Sankt-Georgs-Kreuz“ von Katalonien
  • Ehrenbürgerin der Stadt Elne
  • 2007 Ritter der französischen Ehrenlegion
  • 2009: „Preis für besondere Verdienste“ vom Geburtsort Wila/Schweiz
  • 2009: Ausstellung „Kinder von Elne“ im Museum des Schweizerischen Roten Kreuzes in Genf

Gruppenfoto: Von Fotograf unbekannt / Fotographer unknown – Archive Swiss Red Cross / Archiv SRK, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48103648

Zeichnung: By Ле Лой – Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41790769

Evakuierung von Kindern: Von unknown (MHM-com 15:23, 7 January 2008 (UTC)) – SCI-International Archives, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3353216

weiterführende Links (Auswahl):

„Ich habe das getan, was getan werden musste“ (link)

  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité Suisse in Elne.mp4 (youtube)
  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité in Elne – Bericht mit Kommentar von Azucena Rubio (link)
  • Eine Gerechte unter den Völkern (link)
  • Eine der «vergessenen Frauen» (NZZ)
  • Virtuelles Denkmal „Gerechte der Pflege“ (link)
  • „Maternité suisse d’Elne“ (wikipedia)
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SKULD, Horneburg

SKULD,
eine der drei Nornen, Schicksalsfrauen, aus der nordischen Mythologie.
Ihr Name bedeutet „Schuld“, „das der Vergangenheit Geschuldete“, „Zukunft“.

Der Bildhauer Carsten Eggers (geb. 1957) wählte sie für seine Bronzeplastik zum 750-jährigen Bestehen von Horneburg (2005).

Sie symbolisiert für ihn „Geburt und den folgerichtigen Tod“.
Er gibt Skuld ein Stundenglas in die Hand, deren Sand aber bewusst nicht rinnt. „Es ist noch nichts entschieden, die Zukunft ist völlig offen“, sagt er.

Die Bronze steht für
die Hebamme MARIE OLGA KATHARINA BÄHR (gest. 1994)
und
die „Totenfrau“ KATHARINA LÜTJE (gest. 1980)

Der Künstler Carsten Eggers schuf sie aus Anlass des 750-jährigen Bestehens von Horneburg, Landkreis Stade

Für den Künstler C. Eggers ist SKULD die angemessene Erinnerung an zwei „noch gut bekannte“ Horneburger Frauen. An – laut Infotafel bei der Bronze:
die Hebamme „Schwester Käthe“

und die „Totenfrau“ KATHARINA LÜTJE
Sie stand den Sterbenden in ihren letzten Stunden bei, danach den Familien bei der Vorbereitung von Beerdigung und Abschied.

Das Denkmal steht stellvertretend für die vielen engagierten Frauen, wie der Direktor der Sparkasse Stade als Vertreter der Stifterin sagte.

Foto: Von Ilona Eggers – Egen Wark, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1546580

URL Plattdeutsche Seite Hornburgs: https://nds.wikipedia.org/wiki/Hornborg

weiterführende links:

  • Samtgemeinde Horneburg (Plastik)
  • Adolf Brockmann, Hamburger Abendblatt 11.04.2005: Horneburg setzte zwei Frauen ein Denkmal (link)
  • Verlag W. Simon: Gemeinde HORNEBURG/Niedersachsen (link)
  • Carsten Eggers (wikipedia)
  • Hornborg (Plattdeutsch) (link)
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KATTELBAS-BRUNNEN, Weyher

Neben dem alten Rathaus von 1608 steht im Weinbauort Weyher in der Pfalz (Landkreis Südliche Weinstraße) seit dem 1. Juni 2000 der

KATTELBAS-BRUNNEN

Er ist benannt nach
KATHARINA LUTZ
genannt „die Kattelbas“: Kattel (Katharina) + Bas (Base, Kusine)

Foto des Brunnens: „2018_10 Keschdeweg Burrweiler“ by enbodenumer is licensed under CC BY-NC-SA 2.0. https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/?ref=openverse.

weiterführende links:

  • wunderkräuter.de (link)
  • Pfalz-Info (link)
  • Willkommen in Weyher (link)
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Olga Gebauer

Am Beispiel der anfangs genannten Berliner Hebammen Rosalie Neumann und Olga Gebauer (1858-1922) lohnt sich ein Blick auf die Situation des Deutschen Kaiserreiches (1870-1918) – unabhängig von den Fürther Gegebenheiten:

Wg. immer restriktiverer und unüberschaubarer Vorschriften und Kontrollmechanismen stehen Hebammen immer mit einem Bein im Gefängnis – oft mit beiden. Die Bezahlung ist und bleibt schlecht. – An einer gesetzlichen Verbesserung der Situation haben politische Stellen kein Interesse.

ROSALIE NEUMANN sammelt 1885 Geld für die Beerdigung einer jungen, verarmten Kollegin. Zur Beerdigung kommen 732 Berliner Hebammen (etwa die Hälfte aller). Der als Folge 1885 gegründete „Verein Berliner Hebammen“ wird Ausgangspunkt der letztlich deutschlandweiten Hebammenbewegung.

Für diese steht Bertha Malvine OLGA GEBAUER, geb. Mangelsdorf (1.3.1858 – 1.5.1922).

Geboren in St. Petersburg als Kind deutscher Eltern. Erstberuf: Lehrerin. Heirat 1880, 2 Kinder.

1884 Ausbildung an der Hebammenschule in Wittenberg.

Sie startete 1885 in Berlin als selbständige Hebamme. 1888 – 1892 Festanstellung in der Frauenklinik der Charité. Sie leitete als Oberhebamme auch den praktischen und theoretischen Hebammenunterricht.

1885: im Verein beginnt sie als Schriftführerin, wird und bleibt bis 1920 Vorsitzende.

1886: Sie startet die erste Hebammenzeitung erst im Selbstverlag, bald im Elwin Staude-Verlag.

Sie reist viel und unterstützt dt. Hebammenvereine bei ihrer Gründung (796 Vereine bis 1917). Um sich gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen, organisiert sie 1890 den 1. Dt. Hebammentag.

1892 wird sie Vorsitzende der „Vereinigung Deutscher Hebammen“ (VDH) und damit hauptamtliche Verbandsfunktionärin. Ziele der Vereinigung sind vor allem: berufliche Anerkennung, rechtliche und finanzielle Absicherungen, Organisation von Kongressen, Vernetzung. Bis 1914 vertritt der VDH über 22.000 Mitglieder reichsweit.

1900 initiiert sie den 1. Internationalen Hebammenkongress.

1903 gibt sie mit ihrer Tochter Julie die Zeitschrift „Die Mutter“ heraus.

1911 erhält sie das Frauenverdienstkreuz.

1914 erstattet erstmals (!) die Krankenkasse die Hebammen-Hilfe

1922 stirbt sie an einem Herzleiden.

weiterführende links:

  • wikipedia (link)
  • Hochschule Osnabrück (link)
  • 2020 Year of the Nurse and the Midwife der WHO (link)
  • Deutschlandfunk: Erster Deutscher Hebammentag (link)
  • Cornelia Maria Grießl: Hebammen in Sachsen- Weimar- Eisenach zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik (link)
  • Stadt Leipzig: Emma Rauschenbach, geb. Koch (link) – Nachfolgerin von Olga Gebauer

Foto Berlin: = Berlin Hallesches Tor 1895-1900“ von janwillemsen ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

Foto Gedenktafel Wittenberg: File:Gedenktafel Schloßplatz (Wittenberg) Olga Gebauer.jpg“ by OTFW, Berlin is licensed under CC BY-SA 3.0.