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„Brandenburgische Hebammenordnung“ I

Der Hebammen-Beruf war im 18. Jahrhundert ein 4-jähriger Lehrberuf mit Abschluss-Examen.

Für den (brandenburgisch-)ansbachisch regierten Teil Fürths galt die „Brandenburgische Hebammenordnung“ vom 29.04.1743 mit 43 Artikeln.

Titel: „Verneuerte und vermehrte Brandenburgische Hebammen-Ordnung, des Fürstenthums Burggraffthums Nürnberg unterhalb Gebürgs“
Ort: Onolzbach; Verlag: Messerer; Erscheinungsjahr: 1743; Umfang: 41 S., [2] Bl.
[download über die „Bayerische Staatsbibliothek“ (BSB)]

Foto 1: Brandenburgische Hebammenordnung von 1743

Foto2: „Hebammen-Schul oder gründlicher Unterricht. Wie eine Hebamme gegen schwangere, kreistende und entbundene Weiber und deren Kinderlein, so wohl bey natürlichen und unnatürlichen Geburten, sich zu verhalten nebenst einem nützlichen Weiber- und Kinder-Pfleg-Büchlein. Und einer treuen Anführung, wie den meisten Kinder-Kranckheiten zu begegnen. Coburg 1715“

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Hebammen und Bevölkerungsentwicklung

Zwei Thesen unserer Tage: wir haben zu viele junge Leute – wir haben zu wenige junge Leute. Beide Thesen stimmen für je verschiedene Aspekte.
Geschrieben und diskutiert wird dazu genug.

Hier ein für das Thema „Hebammen und Bevölkerungspolitik“ passendes Beispiel, wie Prognosen für Planungen wohl hilfreich sind, aber mit dem Endzustand wenig bis nichts zu tun haben.

Bei einer Recherche zur Bevölkerungsentwicklung las ich u.a. eine Bevölkerungsprognose für Nürnberg – prognostiziert von 1977 bis 1985 – für das Jahr 2005.

Danach sollte Nürnberg – 1977 mit ca. 500.000 Einwohnern – bis 2005 kontinuierlich auf ca. 420.000 Einwohner schrumpfen. Unter den damaligen gesellschaftlichen Voraussetzungen wohl richtig. Aber durch die unerwartete Öffnung Osteuropas und die Wiedervereinigung und und und …:

Stand 2005: 495.000 Einwohner
Stand 2023: 510.000 Einwohner.

1976 schreibt Georg Reichert, Cadolzburg, im Büchlein „Alles – blos ka Paradies“ ein humorvolles fränkisches Mundartgedicht über die Folgen der Pille. Der Inhalt, leider nur sinngemäß wiedergebbar:

Alle freuten sich über die Pille. Aber jetzt, nach ein paar Jahren, stellt sich heraus,
– dass die Hebammen kaum mehr Arbeit haben,
– kaum Kinderwagen und Dazugehöriges mehr verkauft werden,
– gerade neu gebaute Kindergärten und Schulen leer bleiben und bald
wieder abgerissen werden müssen,
– dortige Arbeitsplätze wegfallen.
– Deshalb gäbe es mittlerweile Leute, die die Pille schon verwünschen.

Situation 2023, zumindest in Deutschland:
es fehlen immer noch Kinder, aber …
– Krippen-, Kindergarten- und Schul-Gebäude fehlen;
– Hebammen, pädagogisches Personal und Lehrer*innen fehlen;
– Bildungsgerechtigkeit fehlt immer noch …;
– die Industrie für kinderbezogene Waren brummt …;
– es fehlt immer noch an fairen Lösungen, die (armuts-)sichere Rente für
Frauen zu garantieren.

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INTERNATIONALER HEBAMMENTAG

INTERNATIONAL DAY OF THE MIDWIFE
Thema 2023: „Together again: from evidence to reality“

Der Schweizer Hebammenverband adaptiert den Slogan auf Deutsch so: „Wissenschaft und Praxis näher zusammenbringen“.

Ab 1991 wird er jedes Jahr am 5. Mai in mehr als 50 Ländern begangen.

(Vergrößern mit „Klick“ auf Foto)

Die deutschen Hebammen ROSINA NEUMANN und OLGA GEBAUER (1858-1922) gründeten 1885 in Berlin den 1. Hebammenverband in Deutschland.
1890 fand in Berlin der erste Hebammentag statt.

Olga Gebauer wurde 1892 Vorsitzende des Verbands.
Sie wirkte mit beim 1. INTERNATIONALEN HEBAMMENKONGRESS in Berlin.
Bis 1917 unterstützte sie 796 deutsche Hebammenvereine bei ihrer Gründung.

Motto 2023 des
17. Dt. Hebammen-kongresses:
„Jede Hebamme zählt!“

Die Idee zum „Internationalen Hebammentag“ wurde 1987 in den Niederlanden auf dem „Internationalen Hebammenkongress“ vorgestellt.

Ziel des internationalen Hebammentages: „Dieser Tag wird begangen, um die Arbeit der Hebammen zu würdigen und das Bewusstsein für ihre Bedeutung bei der Betreuung von Müttern und Neugeborenen zu fördern. Darüber hinaus bietet er uns die Gelegenheit, ihre Bemühungen um eine bessere Welt zu würdigen.“

„Hebammenarbeit ist definiert als qualifizierte, kompetente und liebevolle Betreuung von Schwangeren, Neugeborenen und Familien während der Schwangerschaft, der Geburt, des Wochenbetts und der ersten Lebenswochen des Kindes.“ (übersetzt aus dem Englischen)

Der „State of the World’s Midwifery 2021”, erstellt von UNFPA, ICM und WHO, zeigt auf, dass weltweit rund 1,1 Mio. Gesundheitsarbeiterinnen fehlen, davon ca. 900.000 Hebammen. Gäbe es diese 1,1 Mio. Gesundheitsarbeiterinnen könnten jährlich (!) rund 4,3 Mio. Frauen und Babys betreut, und viele davon vorm Tod gerettet werden.

Abkürzungen:
UNFPA: United Nations Population Fund;
ICM: The International Confederation of Midwives
WHO: World Health Organization

Die UN, WHO u.a. veröffentlichen Mitte Februar 2023: Alle zwei Minuten stirbt eine Frau während der Schwangerschaft. oder der Geburt. Das waren 2020 weltweit ca. 287.000 Frauen!

Zeichnung aus: Lehrbuch der Hebammenkunst (1874)

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„Geburtskulturen – Gebären und geboren werden“.

Von Samstag, den 6. Mai bis Oktober 2023 zeigt das Fürther Frauenmuseum in Burgfarrnbach die Ausstellung „Geburtskulturen – Gebären und geboren werden“.
(instagramfrauenindereinenwelt)

Was liegt da näher als sich mit dem THEMA „HEBAMMEN“ zu beschäftigen.
Nichts einfacher als das! …
Denkste!

(Vergrößern mit „Klick“ auf Foto)

Schon ein grober Überblick zeigt, dass das Thema Hebammen und ihre GESCHICHTE sehr komplex und, jenseits aller Genderfragen, ein hochpolitisches ist. – Man wird allem nur annähernd gerecht, wenn man jede Zeitspanne und Region einzeln betrachtet.

Hier ein paar der zu prüfenden THEMEN – NUR ANGERISSEN!

Hatten Frauen in grauer Vorzeit „Hebammen“? Damals als Frauen natürlicherweise zwischen ca. 13 und 18 Jahren ihre Kinder bekamen.

Welche Rolle spiel(t)en Hebammen heute und in den vergangenen Jahrhunderten bei den Themen Kinderwunsch und Geburt – aber auch bei Empfängnisverhütung, Abtreibung, Neugeborenentötung … individuell und unter gesamt-gesellschaftlichen Bedingungen?

Kräuterkunde

Welche Rolle spiel(t)en Hebammen – ja, auch bei der „Säuglingstötung“ – direkt oder indirekt?
Gründe für Tötung z.B.
– geschlechts-, dynastie-, zugehörigkeits-bezogen
– verhindern, dass Eltern oder eine Gemeinschaft durch chronisch Kranke,
Behinderte überfordert sind/werden
– Diskriminierung vermeiden
– NS-Ideologie

Heute geht es – im „Westen“ – z. B. um die Fragen:
Ethik, Gender, Rechte der Frauen und Kinder, Schwangerschaftsalter, Förderung, Inklusion

In Ägypten gibt es alte Tempelmalereien mit Hebammen im religiösen Kontext.
In der Bibel werden Hebammen positiv erwähnt.
Im alten Griechenland bekamen Sklavinnen eine Hebamme für eine reibungslose Geburt. Nachwuchs erhöhte ihren Verkaufswert.

Wurden Hebammen überproportional häufig als Hexe verbrannt?

Männer und ihr Einfluss: Wann begann die Kontrolle der Ärzte? Wann begann ihre direkte Beteiligung bei Geburten? …

Um 117 veröffentlichte Soranos von Ephesos das gesammelte Wissen von Hebammen als Lehrbuch.
Ende des 11. J.h. veröffentlichte die Ärztin Trotula von Salerno eine Abhandlung über Frauenheilkunde.

Weitere Themen, z.B.:
Einfluss der Kirche, (Aber-)Glaube; Bevölkerungspolitik, familiäre und (inner-/europa-/welt)politische Machtfragen; med. Wissen der Hebammen, ihre Professionalisierung (ab ca. 1500); Werkzeuge (z.B. Spekulum)