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Dr. Elisabeth Selbert

1896 – 1986

Ein Rat an Alle, die meinen, dass Ihre Stimme nichts zählt, dass sie als Einzelne nichts bewirken können: Lassen Sie sich von Dr. Elisabeth Selbert (22.09.1896 – 09.06.1986) beflügeln!

Ihr, einem bildungsbenachteiligten Mädchen (geb. 22.09.1896), war nicht in die Wiege gelegt worden, dass sie eines Tages in Jura promovieren würde. Auch nicht, dass es einmal ihr zu verdanken ist, dass im Grundgesetz der Bundesrepublik von Anfang an der kurze, aber wirkungsmächtige Satz steht: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (Artikel 3 GG)

Nur ihrer Überzeugung und ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass sie die drei weiteren „Mütter“ von der Wichtigkeit dieser Formulierung überzeugen konnte. Und danach bedurfte es noch einmal viel Engagement und Zeit, um viele weitere solidarische Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, damit dieser „imperative Auftrag an den Gesetzgeber“ im Grundgesetz verankert werden konnte.

Trotzdem und bedauerlicherweise ist dieser Auftrag noch nicht voll erfüllt.

Wo stünden wir aber heute alle da – Frauen wie Männer – ohne Dr. Selbert?

Ehrungen: 1956 Großes Bundesverdienstkreuz, 1978 Wilhelm-Leuschner-Medaille

Viele Straßen der BRD sind nach ihr benannt, z. B. auch in Nürnberg, Goslar, Kassel

Der Elisabeth-Selbert-Preis (seit 1983 von der Hessischen Landesregierung verliehen) erinnert an sie.

Die Elisabeth-Selbert-Initiative des Auswärtigen Amts (eingerichtet am 8.06.2020) bietet gefährdeten Menschenrechtsverteidiger*innen „Schutz und Perspektiven“..

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Caritas Pirckheimer

Die über Jahrhunderte schriftlich dokumentierte, gelehrte, historisch eindeutig belegbare säkulare und religiöse Geschichtsschreibung ist überwiegend die Geschichte der Macht, die der Mächtigen und Gewinner*innen und eine His-Story.

In Nürnberg gibt es eine wesentlich „menschlichere“ Erzählung über die Auswirkungen eines historischen Umbruchs – in der Sieg und Niederlage sich die Waage halten (bei Männern wie Frauen).

Barbara Pirckheimer (1467 – 1532): Mitglid einer Nürnberger „Adels“-/ Patrizierfamilie, mit einer hervorragenden humanistischen Bildung. So war es ihr als Erwachsene möglich, einen ausgiebigen (theologischen) Briefwechsel mit berühmten Gelehrten ihrer Zeit, aber auch eine tiefgreifende und zwingende Auseinandersetzung mit den Thesen und den mächtigen Vertretern der „Reformation“ zu führen.

Mit 16 Jahren tritt sie freiwillig in den Konvent der Klarissen ein und nennt sich nun Caritas.

Mit 36 Jahren (1503) wird sie Äbtissin. Ein wichtiges Anliegen ist ihr u.a. die Bildung der ca. 60 Klosterschwestern. Dazu gehörte auch das Erlernen der lateinischen Sprache, um den gelehrten und gelebten Glauben zu verstehen, sich mit diesem auseinandersetzen und im besten Fall verteidigen zu können.

Ab 1525 wendet sich Nürnberg der Reformation zu. Alle Klöster werden radikal geschlossen. Mönche und Nonnen werden zwangsweise ihrer Gelübde entbunden, ihren Familien „zurückgegeben“, verheiratet ….
Caritas und ihre Mitschwestern wehren sich heftig gegen eine Säkularisation (Nur eine Nonne verlässt freiwillig das Kloster). Mit Hilfe von Philipp Melanchton erreichen sie, dass der Stadtrat das Kloster weiter existieren lässt. Es darf nur keine neue Novizin mehr aufgenommen werden. 1596 stirbt das Kloster buchstäblich aus.

Sieg? Niederlage?

„Sieg“ aus heutiger Sicht: Caritas P. und ihre Schriften sind bis heute unvergessen. Die Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus beruft sich auf sie, auf ihr Pochen auf breite (Mädchen-/ Frauen-) Bildung, auf ihre Bereitschaft zum offenen und intensiven Dialog auch mit Fremden, mit Andersdenkenden – aber auch auszuhalten, „Ärgernis“ für Viele zu sein. Und auch heute noch existiert die Klarakirche mit vorbildlichen Angeboten für Student*innen und als sog. Citykirche. Der ehemalige Kreuzgang ist ein öffentlich zugänglicher, ansprechender, ruhiger Innenhof.

Es gibt zwei Skulpturen von ihr im Innenhof, ein Relief in der benachbarten Straße (angebracht 1972), eine Statue in der Klarakirche. Es gibt/gab auch ein Denkmal (1928 von Balthasar Schmitt), aber wo ist es heute?

Seit 2009 wird von der Akademie jährlich der Caritas-Pirckheimer-Preis verliehen. Die Pirckheimerstraße in Nürnberg ist nicht ihr, sondern ihrem Bruder Willibald gewidmet.

Straßen sind nach ihr benannt z.B in Roßtal und Veitsbronn

Es gibt Caritas-Pirckheimer-Häuser in Nürnberg und Eichstätt

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Lina Ammon

1889 – 1969

Die Nürnbergerin arbeitete ab dem 14. Lebensjahr in Bleistiftfabriken.
1909 tritt sie in die SPD ein, 1910 in die Gewerkschaft.

Sie wird Mitglied im Landesvorstand der SPD in Bayern.
1919 gehört sie im Team um Maria Juchacz zu den Gründungsmitgliedern der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Sie übernimmt viele Ämter – oft in Bereichen, die traditionell nicht als „Frauendomäne“ gelten! Sie war z.B. Mitglied im Vorstand des Holzarbeiterverbandes. Von 1920 bis 1932 arbeitete sie im bayrischen Landtag in den Ausschüssen „für Aufgaben wirtschaftlicher Art“ und 1932/33 im Ausschuss „für den Staatshaushalt“ mit.

1933 stimmte sie im Bayrischen Landtag gegen das Gleichschaltungsgesetz.
Von 1933 – 1944 wurde sie mehrfach, rein mit politischer Begründung, verhaftet.

1946 arbeitete sie für die SPD in der „Verfassungsgebenden Landesversammlung“.

In Nürnberg war sie beim Aufbau der Arbeiterfürsorge beteiligt.
1948 – 1960 engagierte sie sich als SPD-Stadträtin in Nürnberg.

1962 erhielt sie die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg.

1991 wurde eine Straße in Nürnberg nach ihr benannt.
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Dr. Elisabeth Meyer-Spreckels

1890 – 1974

Dr.-Meyer-Spreckels-Straße

Nach ihrem Chemiestudium promovierte sie zur Dr. phil. Danach arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin.

Nach ihrer Heirat gab sie, wie so viele Frauen ihrer Generation, ihre Berufspläne auf – in ihrem Fall den Plan zu habilitieren und eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen.

Nach Ende des 2. WK begann sie ihre politische Karriere.

Die US-amerikanische Besatzungsmacht verlangte, in Bayern eine demokratische Verfassung zu erarbeiten. (Diese trat mit der Annahme durch einen Volksentscheid am 2. Dezember 1946 in Kraft.)

Dr. Meyer-Spreckels arbeitete 1946 für die CSU in der dafür eingesetzten verfassungsgebenden Versammlung mit.

1948 bis 1952 war sie Stadträtin in Fürth

Als Vorsitzende des Deutsch-Evangelischen Frauenbunds gründete sie 1954 ein Wohnheim für „arbeitsscheue nichtseßhafte Mädchen in truppenbesetzten Gebieten“. Das Konzept wurde bis heute immer wieder veränderten Bedürfnissen (vor allem junger Frauen/Mütter) angepasst und weiter entwickelt zu den heutigen „Wohnheime Frühlingstraße“.

1972 erhielt sie die Goldene Bürgermedaille der Stadt Fürth.

Fürth benannte 2002 eine Straße nach ihr in der Fürther Südstadt im restaurierten ehemaligen Kasernenviertel.
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Liesl Kießling

1893 – 1978

Liesl-Kießling-Straße

Sie startete ihr Berufsleben mit einer kaufmännischen Lehre und arbeitete danach als Kaufmännische Angestellte.

Zu Beginn des 1. WK machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Später war sie Mitglied des Vorstands des Kreisverbands Fürth des BRK.
Große Achtung erwarb sie sich mit ihrem großen Engagement für Kriegsspätheimkehrer, was ihr den Ehrennamen „Heimkehrermutti“ einbrachte.

1962 bekam sie als erste Frau die Goldene Bürgermedaille der Stadt Fürth

2001 wurde eine Straße in der Fürther Südstadt nach ihr benannt
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weitere Ehrungen:
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
– Ehrenbürgerwürde des Marktes Vestenbergsgreuth

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Anna (Anni) Leupold

1904 – 1984

Leupoldstraße, Fürth/Bay.

Sie gründete zusammen mit ihrem Mann Karl die „Karl Leupold Maschinenfabrik GmbH“. (fürthwiki)

Beide waren stark sozial und gemeinnützig engagiert. Dies mündete 1972 in die Gründung der „Karl-und-Anna-Leupold-Stiftung“. Priorität der jährlichen Ausschüttung sind in erster Linie Projekte, die Kinder, Jugendliche und sozial Schwache unterstützen.

A. Leupold erhielt für ihr soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz und 1979 die “Goldene Bürgermedaille” der Stadt Fürth. (fürthwiki)

2002 benannte Fürth eine Straße nach ihr in der Fürther Südstadt im restaurierten ehemaligen Kasernenviertel.
[interne Verlinkung]

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Amalie Nathan

1849 – 1906

Eingang Nathanstift, Fürth/Bay.

Auch Alfred Nathan gehört zu den Söhnen, der einige seiner Stiftungen auf Initiative und auch zu Ehren seiner Mutter errichtete.

Zwei Beispiele:
a) Das Nathanstift als „ein Wöchnerinnen- und Säuglingsheim“(1907). Die Stiftung sollte zum Gedenken an seine Eltern „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ heißen. Bis heute sind alle „echten“ Fürther*innen im Nathanstift geboren.

Seit 1967 ist in diesem Gebäude das Helene-Lange-Gymnasium beheimatet. Die Stiftung/der Name ging danach erst auf die „Abteilung Geburtshilfe“ der Frauenklinik Fürth über, und ab 2010 auf die ganze Frauenklinik..

b) Der König-Ludwig-II.-Brunnen an der Königstraße (1908). Seine Mutter hatte als zufällig am Wegrand stehendes Mädchen dem König den Weg zum Rathaus gewiesen. Dieser war zwar an diesem Tag erwartet worden, aber erst wesentlich später, so dass kein Empfangskomitee bereit stand. Eine Erinnerung, die sie später gerne immer wieder erzählte.

Übrigens: Sie selbst gründete 1889 die „Sigmund und Amalie Nathan’sche Stiftung“, deren Erträge an bedürftige Familien und Witwen verteilt werden sollten.

Weiteres z.B. in fürthwiki

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Jakobine Weigmann

Jakobinenstraße, Fürth/Bay.
Blick in die Südstadt

Eine andere Form der Stiftung möchte ich als „indirekte Stiftung“ bezeichnen: Ehemänner  oder andere männliche Angehörige sind nach außen hin die offiziellen Stifter. Aber diese handeln im Auftrag der Ehefrau, Mutter … bzw. sie sind aus vielfältigen anderen Gründen die Auslöserin für eine Stiftung.

Ein Beispiel dafür ist Jakobine Weigmann. Ihr Sohn trat 1867 ein Straßenareal zwischen der Nürnberger Straße und der Ludwigsbahn an die Stadt Fürth ab. Bedingung an diese Schenkung: die dort gelegene Haltestelle der Ludwigseisenbahn soll nach seiner Mutter benannt werden. Diese Benennung geschah dann 1877.

Bis heute ist sie die einzige Haltestelle auch im jetzigen Nürnberg-Fürther U-Bahnnetz, die nach einer Frau benannt ist.

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Catharina van Lierd

1636 – 1710

Frau-van-Lierd-Hof, Fürth/Bay.

Ermutigend, wie gegenseitige Wertschätzung zwischen Einheimischen und Zugezogenen gelingen kann, so dass heute niemand mehr auf die Idee der Fremdheit käme:

Catharina van Lierd (1636-1710) aus Frankfurt gehörte in Fürth zur Minderheit der reformierten Christen. Sie war  in zweiter Ehe mit dem damaligen Bürgermeister (des katholisch-dompröbstlichen Teils Fürth) van Lierd verheiratet (der aus den Niederlanden stammte).
Sehr viel mehr Fremdheit ging damals schon fast nicht mehr!

Sie und ihr Mann waren sehr stark sozial engagiert, finanziell großzügig und förderten die Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten. Auch den Nürnberger „Pegnesischen Blumenorden“ unterstützten sie.

Im Volksmund wurde Frau van Lierd häufig auch die gütige Fee genannt. Und über ihren Hof sprechen die Fürther bis heute nicht distanziert vom „Frau-van-Lierd-Hof“, sondern gut Fürtherisch vom „Fraveliershuf“.

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Die Schwestern Balbierer

Elisabeth Kunigunde Balbierer (02.08.1804 – 25.12.1868)
Margarete Rosine Elisabeth Balbierer (30.04.1806 – 20.01.1869) und deren Halbschwester Magdalena Geck, genannt Balbierer (24.01.1799 – 26.01.1874)

Balbiererstraße, Fürth/Bay.

Auch diese, lebenslang unverheirateten, Schwestern unterstützten Bedürftige und gründeten verschiedene Stiftungen.
Neben vielen Anderen unterstützten sie die „Kleinkinderbewahranstalt des Pfarrers Lehmus“, einen der ersten Kindergärten Deutschlands.
Nach dem Tod der Schwestern wurde mit ihrem geerbten Vermögen die „Geschwister Balbierersche Stiftung“ gegründet, eine Stiftung für unbescholtene Witwen und Waisen, sowie eine Brautstiftung.

Alle diese Stiftungen verloren leider durch den WK I vollständig ihren Wert.

Die Balbiererstraße wurde 1902 ihnen zu Ehren benannt.

Weiterführendes bei fürthwiki

Stand: 07.2023