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Gartenstadt Nürnberg

Durch die Industrialisierung wächst Nürnberg um 1900 buchstäblich aus seinen Mauern heraus. Industriebetriebe siedeln sich südlich der Stadtmauer an. Sie ziehen sehr viele Arbeiter*innen aus Nürnberg und Wanderarbeiter*innen an.

Bald reichten die ersten speziell dafür gebauten „Arbeiter-Häuser“ nicht mehr. Stadtviertel mussten neu angelegt werden. Die Nürnberger entschieden sich als eine der Ersten in Deutschland für das Modell „GARTENSTADT“ (ab 1902).

Gute Arbeiter*innen mussten gehalten werden. Es brauchte also Unterkünfte für sie. Täglich je rund ½ Stunde Fußmarsch aus Nürnberg und zurück war Niemandem zuzumuten. Schon gar nicht den Frauen, die nach täglich 10-stündiger Fabrikarbeit noch Familienarbeit verrichten mussten.

Die GRUNDIDEE hatte 1902 der britische Genossenschaftssozialist E. Howard (1850-1928) als Reaktion auf die katastrophale, ungesunde Wohn- und Lebenssituation der Industriearbeiter*innen:
Wohnstädte ringförmig um die Kernstadt anordnen und mit ihr sternförmig vernetzen. Wichtiges Detail: die Mitbestimmung der Bewohner und lebenslanges Mietrecht, das vererbbar ist.

Daraus entwickelte sich die weltweite GARTENSTADT-Bewegung mit Umsetzungs-Variationen (manchmal ohne Genossenschaftsaspekte). Baugenossenschaften gründeten sich.

So entstanden in Nürnberg ab 1902
– die ARBEITERSIEDLUNG RANGIERBAHNHOF der Bahn,
– die WERKSIEDLUNG WERDERAU der MAN,
– die GARTENSTADT mit gemischter Arbeiterschaft.
Die Siedlungen stehen unter Denkmal- und Ensembleschutz.

Die Bewohner sind allgemein bis heute stark sozialdemokratisch-genossenschaftlich geprägt.

Jedes Haus hatte Wasseranschluss und Toiletten, dazu Kleingartenbereiche hinter den Gebäuden für Obst- und Gemüseanbau. Es gab zentral gelegene Geschäfte, Schule, Ärztehaus, Gasthaus, Kirchen, „Gesellschaftshaus“, das von Allen nutzbare Waschhaus.

Ein dort aufgewachsener Bewohner erzählte vor Jahren, dass es in der „GARTENSTADT“ neben den individuellen Küchen der Häuser eine große Gemeinschaftsküche gab, um Frauen vom Kochen zu entlasten.

Die VERGESELLSCHAFTUNG von ALLTAGS-KOCHEN als Entlastung für Frauen ist ein spannender Gedanke. Leider finde ich im Internet nichts Näheres zu dieser konkreten STADTTEIL-KÜCHE.

weiterführende Links

  • Gartenstadt Nürnberg (link)
  • Unsere Gartenstadt einst & heute (link)
  • Statistische Gliederung von Nürnberg (wikipedia)
  • Gartenstadtbewegung (wikipedia)
  • Ensemble Arbeitersiedlung Rangierbahnhof (wikipedia)
  • Ensemble Gartenstadt Werderau (wikipedia)

interne links:

Nürnberg – Straßen, Wege, Plätze u.ä. (link)

Quelle Impressionen des Stadtteils „Gartenstadt“: eigene Fotos 2023

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Senta Josephtal

weiterführende links:

fürthwiki (link)
wikipedia (link)
Nürnberger Videoarchiv der Erinnerung (link)

interne links:

Fürth – Straßen, Wege, Plätze u.ä (link)

Stand: 10.2023

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Helene Grünberg

zurück zu Nürnberg – Straßen, Wege, Plätze u.ä.

weiterführende Links:

  • 12.10.2022: Helene-Grünberg-Zentrum (link1) (link2)
  • Radio Z (link): Helene Grünberg, eine Amazone der Gewerkschaftsbewegung (link)
  • 8.3.2019: Südstadtpark in Nürnberg wird zu „Helene-Grünberg-Park“ (link)
  • 2017 openpetition: Umbenennung der Franz-Josef-Strauß-Brücke in Nürnberg in Helene-Grünberg-Brücke (link)
  • Die Frauen in der Nationalversammlung. Die ersten Parlamentarierinnen. Weimarer Republik (1918-1933) (Bundesarchiv)
  • Archiv der Arbeiter*innen- und Gewerkschaftbewegung (link)
  • Zur Geschichte des Frauenwahlrechts in Deutschland (link)
  • Frauengeschichte und Frauenleitbilder in der proletarischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“ (1891-1923) (link)

interne links:

Stand: 10.2023

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Dr. Else Hölzl

zurück zu „Fürth – Straßen, Wege, Plätze u.ä.“

weiterführende Links:

  • fürthwiki (link)
  • „Bedeutende Fürther Frauen“ (pdf)

interne links:

Stand: 09.2023

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Königin Luise

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weiterführende Links:

  • Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (März 2018)
  • Luise von Mecklenburg-Strelitz (wikipedia)
  • Luise von Preußen und ihre Zeit (Hans Dieter Mueller)
  • Luise von Preußen (FemBio)
  • Königin Luise. 1. Teil: Die Jugend der Königin Luise
  • Deutschland 1927 Spielfilm (Teil1) (Teil2)
  • Königin Luise (Film 1957)
  • Luise (link)

interne links:

Text

  • Mythos „Königin Luise“
    – jung, wunderschön, unkonventionell, spontan und „volksnah“
    – traf Napoleon – sie bat ihn, dem besiegten „Preußen“ keine zu harten Friedensbedingungen zu diktieren
  • Der Mythos und der Kult um sie scheint von drei Themen genährt:
    – Luise galt als Vorbild einer Ehefrau und Mutter (sie bekam 10 Kinder; 7 davon erreichten das Erwachsenenalter)
    – das Bürgertum erhoffte sich von ihr und ihrem Mann, König Friedrich Wilhelm III., dem einfach lebenden Königspaar
    > gesellschaftliche Verbesserungen und die Errichtung einer    konstitutionellen Monarchie
    > und damit das Verhindern einer blutigen Revolution ähnlich der Frankreichs
    > Luises Treffen mit Napoleon – sie erreichte zwar keine bessere Behandlung „Preußens“, aber das Volk würdigte fast religiös ihren Einsatz: sie habe für ihr ganzes Land die Demütigungen auf sich genommen, die von Frankreich ausgingen.
  • Bedeutende Dichter und Schriftsteller ihrer Zeit und „Trivialliteratur“ förderten und festigten mit ihren Werken und Schriften diese Idealisierung! Weitere optimale PR:
    die Benennung von Straßen, Gedenktafeln, Schulen, Stiftungen, etc.
  • Der Mensch „Königin Luise“ dagegen verschwindet im Dunkel der Geschichte.
    Dabei hätte sie es durchaus verdient, sachlicher und fairer betrachtet und beschrieben zu werden – weder märchen- und yellow-press-artig, noch pauschal-diffamierend als Adels-Angehörige.

Stand: 09.2023

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Martha Krautheimer

geb. Landmann, verw. Krautheimer (1875 Fürth – 1967 Lugano/Schweiz)

Martha stammte aus einer Hopfenhändlerfamilie. Sie besuchte eine „höhere Schule“.

1895 heiratete sie mit 20 Jahren den Kaufmann Nathan Krautheimer.

Die erstgeborenen Zwillinge starben kurz nach der Geburt. Sie bekamen drei weitere Kinder.

Nathan starb 1910. Martha erfüllte seinen Wunsch, 60.000 Mark (heute ca. 390.000 €) für einen sozialen Zweck zu verwenden.

Durch hohe Industrialisierung („Fürth – Stadt der tausend Schlote“) und niedrige Löhne gab es sehr viele Arbeiterinnen (ohne „Mutterschutz“). Krippenplätze fehlten zuhauf.

Sie veranlasste deshalb den Bau einer neuen Krippe.
Die Stadt Fürth spendete einen Bauplatz direkt neben dem Nathanstift.

Schon 1912 eröffnete Martha die „Krautheimer Krippe“:

Zimmer nach SW, Balkone gegen Rachitis und Tbc, überdachter Übergang zum Nathanstift; – mit Hygienevorschriften wie tägliches Baden, keimfreie Flaschennahrung, saubere Räume …

Ausdrückliche Weisung:

Es ist ein Säuglingsheim für „gesunde Säuglinge ehelicher und unehelicher Abstammung ohne Unterschied der Konfession“.

Sie unterstützte die Einrichtung weiterhin finanziell, da das Anfangskapital nie für den laufenden Betrieb reichte.

1913 heiratete sie erneut: den Schuhfabrikanten Franz Ehrlich, der die an sie geerbte Firma Krautheimer & Co. als Ehrlich Schuhwaren-Compagnie weiterführte. Sie bekamen einen Sohn.

1929 ging die Firma bankrott (wohl wegen der Weltwirtschaftskrise)

1932 emigrierte Martha vor den Nationalsozialisten nach Schweden.

Der Großteil ihres Geschäftshauses fiel nach der Emigration an den Bayrischen Staat. Dieser verkaufte es gleich 1932 an Gustav Schickedanz weiter.

Name der Krippe ab 1935: „Kleinkinder- und Säuglingsheim“.

26. Mai 1945: Rückbenennung in „Krautheimer Krippe“.

Die Krippe wird am 31.12.1967 geschlossen.

Martha Ehrlich, geb. Landmann, verw. Krautheimer,

stirbt 1967 mit 92 Jahren in Lugano.

Foto: https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php?curid=5036

weiterführende links:

  • fürthwiki (M. Krautheimer) (Krautheimer Krippe)
  • jüdisches Museum Fürth (Krautheimer Krippe) (Fotoalbum Familien Landmann, Krautheimer, Ehrlich und Caspary)
  • Hans-Joachim Winckler, FN 13.3.2012: Bewegende Momente in der Milchküche (link)
  • Moritz Schulz, FN 17.11.2012: Vom Säuglingsheim zum Schulgebäude (link)
  • Sabine Rempe, FN 11.09.2022: „Martha Krautheimer: Diese Frau war ein Segen für Fürther Neugeborene“ (nn+, mit Anmeldung)
  • Peter Frank: Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der jüdischen
  • Fürther Bürger in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 (link)

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AMALIE NATHAN (1849- 1906)

geb. Mühlhäuser
19.03.1849 in Fürth – 17.11.1906 in Wien

Sie stammt aus einem jüdischen Elternhaus.

Mit 20 heiratet sie den Besitzer des Bankhauses Nathan & Co. einen nahen Verwandten. Ihr gemeinsamer Sohn Alfred bleibt zeitlebens unverheiratet.

Von der Familie Nathan gibt es in Fürth vielfältige Stiftungen.
Allein Alfred spendete über 2 Mio. Mark – heutige Kaufkraft: ca. 15,6 Mio €

Ihre größte Stiftung „das Nathanstift“ ist bis heute wichtig:
eine Geburtsklinik, wenn auch seit 1967 nicht mehr im ursprünglichen, längst zu klein und unmodern gewordenen Gebäude (heute eine Realschule).

Im Gedenkraum des heutigen Nathanstifts steht Amalies Marmorbüste des Fürther Bildhauers Johannes Götz von 1927.

Ende 1906 spendet Alfred Fürth im Auftrag seiner Mutter 300.000 Mark (ca. 2,1 Mio €) zur Gründung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims – ausdrücklich für verheiratete und unverheiratete Frauen!

Bedingung: die Stadtverwaltung spendet den Bauplatz und (!) der Bau muss 1907 begonnen werden.

Am 1.12.1909 nahm es die ersten Patientinnen auf.

Zum Beerdigungstag seiner Mutter spendet er zusätzlich noch je 3.000 Mark (ca. 21.000 €) für jüdische und christliche bedürftige Bürger Fürths.

Schon 1888 gründete Amalie die „Sigmund und Amalie Nathan’sche Stiftung“ mit einem Kapital von 40.000,- Mark (ca. 320.000 €), deren Erträge an bedürftige Familien und Witwen verteilt werden sollten.

HINTERGRUNDINFOS zur Säuglingssterblichkeit dieser Zeit:

– um 1850 starben in Bayern 311 von 1000 Neugeborenen (In Schleswig-Holstein 124).

– 1861: Die Säuglings-Sterberate in Fürth war eine der höchsten im deutschen Bund. Es starben in Fürth durchschnittlich mehr als 28% der Kinder im 1. Lebensjahr – bei ledigen Müttern sogar gut 40%.

– 1903: durchschnittliche Säuglings-Sterberate in Fürth 28,4% – bei ledigen Müttern ca. 36%

– 1905: durchschnittliche Säuglings-Sterberate in Fürth 30% – bei ledigen Müttern ca. 36%

Vgl. heute:

Rund 3.900 Babys (½ %) und 47 Mütter sterben in Deutschland jährlich bei der Geburt.

Quellen u.a.:
Petra Plotz: Seminararbeit „Kindersterblichkeit“, 2009
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Bücher von Barbara Ohm

weiterführende links:

  • weiterer blog über Amalie Nathan (interner link)
  • fürthwiki (A. Nathan) (Nathanstift)
  • Alfred Nathan (hagalil.com)
  • Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre (link)
  • Amalienruhe (auch Amalienhöhe) (link)

interne links:





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MARIA MAGDALENA HEERDEEGEN

Margaretha Heerdeegens Tochter
MARIA MAGDALENA HEERDEEGEN

Bayern ist seit 1806 Bayerisches Königreich.
Maria Magdalena macht ihr Ausbildung im Ausland auf der Großherzoglichen Württembergischen Hebammen-Schule.

1810 wird Maria Magdalena Heerdegen von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt.

Sie hat ebenfalls wie ihre Eltern medizinisches Interesse. Auch sie lässt sich zur Hebamme ausbilden.

Aber sie wählt eine qualitativ bessere Ausbildung (mit Qualifikation für Risikoschwangerschaften) – im Ausland:

In der Großherzoglichen Württembergischen Hebammen-Schule.

Für ihre hervorragenden Prüfungsergebnisse bekommt sie nur deshalb keinen Preis, weil sie Ausländerin aus dem (seit 1806) königlichen Bayern ist.

Die Stadt Fürth erkennt das ausländische Zeugnis an.
Sie stellt 1810 Maria Magdalena mit dem hier üblichen Amtseid an – nicht ohne den Zusatz
„sich mit dem festgelegten Lohn zu begnügen“,
keine Aufschläge auf Extraleistungen zu verlangen
und arme Frauen möglichst unentgeltlich zu behandeln.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth (Bay.), 2021

Zeichnung: 1864 Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen (Tab.10/1)

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MARGARETHA HEERDEEGEN

MARGARETHA HEERDEEGEN

1800: Zeit, in der Napoleon Bonaparte Europa erobert. Fürth gehört zu Preußen.

1802 wird Margaretha Heerdegen von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt.

Margaretha ist die Ehefrau des (nicht-akademischen) Baders und „Spithal Chirurgs“ Heerdegen.

So ist es nicht überraschend, dass sie Hebamme werden will.

Sie hospitiert erst bei einer Fürther Hebamme, um „praktische Verrichtungen“ zu üben.

1800 beginnt sie einen Hebammenkurs in Ansbach. Ausbildungsordnung ist die „Brandenburgische Hebammenordnung“.

1802 legt sie eine sehr gute theoretische und praktische Prüfung ab.

1802 wird sie von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt – mit der Aufforderung, sich stetig weiter zu bilden und bei Problemen einen Arzt einzubinden.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth (Bay.), 2021

Zeichnung: 1864 Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen (Tab.10/1)

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EUPHROSINA HARTMANN

bekam 1772 ihre Hebammen-Stelle bei der Stadt Fürth. Sie sollte gleichzeitig Lehrhebamme sein.

Fürth wurde nach dem Wiederaufbau der – durch den 30-jährigen Krieg – völlig zerstörten Stadt wohlhabend:

durch eine liberale Bevölkerungsansiedlung mit jüdischen Kaufleuten und reformierten Gewerbetreibenden;
durch stark wachsende Industrialisierung;
durch die Anbindung 1860 an das staatliche Eisenbahnnetz.

Kehrseite:
ein großes Proletariat,
Frauen und (ledige) Mütter am Ende der Armutskette,
miserable Wohnverhältnisse.

Keine sprudelnde Geldquelle für die Hebammen!

Euphrosina Hartmann wurde 1772 bei der Gemeinde Fürth angestellt. Sie sollte gleichzeitig Lehrhebamme sein.
Ihre Prüfungszeugnisse waren hervorragend. Sie galt als „geschickte Person“ für den Hebammenberuf.

Kurze Zeit später beschwert sie sich bei der Stadt, dass sie die ihr zugesagte Bezahlung nicht bekam, sondern nur freie Wohnung und Brennholz. Sie fordert nun ein festes Gehalt.

Sie beschreibt dem Rat, dass sie extrem vielen armen Frauen beistehen muss(te), die schon nicht die Taufgebühren bezahlen können, geschweige denn ihren Lohn.

Sie beschreibt, wie schwer ihre Arbeit ist, mit wie viel Leid sie umgehen muss durch die (tödlichen) Risiken für Mutter und Kind.

Nicht umsonst wird in der Hebammenordnung offiziell verlangt, während der Geburt „fleißig“ zu beten.

Sie legt sogar eine Liste vor mit allen Frauen, die sie kostenlos behandelt hat.

Es nützt alles nichts! Der Stadtrat lehnt rigoros diese Bitte ab.

Sie solle sich den Lohn von den Vermögenden holen und die Armen aus christlicher Liebe und Barmherzigkeit weiterhin kostenlos behandeln.

Andere Hebammen dieser Zeit hatten ein ähnliches Problem!

********

Diese Geschichte bekommt noch zusätzlich Sprengkraft durch eine Info, die ich bei fürthwiki für das Jahr 1772 fand.
Dort wird aus einer Chronik Folgendes zitiert:

„Wegen der großen Hungersnot und der Fleckfieber-Epidemie reicht der Kirchhof für die Bestattung der vielen Leichen nicht mehr aus.

„Man war bereits gezwungen, in einem Grab fünf Särge aufeiander zu stellen.“ …

Ende November 1772 entspannt sich die Situation und „Teuerung und Krankheiten nehmen endlich ab“.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth/Bay., 2021

Zeichnung aus: Lehrbuch der Hebammenkunst, 1874