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INTERNATIONALER HEBAMMENTAG

INTERNATIONAL DAY OF THE MIDWIFE
Thema 2023: „Together again: from evidence to reality“

Der Schweizer Hebammenverband adaptiert den Slogan auf Deutsch so: „Wissenschaft und Praxis näher zusammenbringen“.

Ab 1991 wird er jedes Jahr am 5. Mai in mehr als 50 Ländern begangen.

(Vergrößern mit „Klick“ auf Foto)

Die deutschen Hebammen ROSINA NEUMANN und OLGA GEBAUER (1858-1922) gründeten 1885 in Berlin den 1. Hebammenverband in Deutschland.
1890 fand in Berlin der erste Hebammentag statt.

Olga Gebauer wurde 1892 Vorsitzende des Verbands.
Sie wirkte mit beim 1. INTERNATIONALEN HEBAMMENKONGRESS in Berlin.
Bis 1917 unterstützte sie 796 deutsche Hebammenvereine bei ihrer Gründung.

Motto 2023 des
17. Dt. Hebammen-kongresses:
„Jede Hebamme zählt!“

Die Idee zum „Internationalen Hebammentag“ wurde 1987 in den Niederlanden auf dem „Internationalen Hebammenkongress“ vorgestellt.

Ziel des internationalen Hebammentages: „Dieser Tag wird begangen, um die Arbeit der Hebammen zu würdigen und das Bewusstsein für ihre Bedeutung bei der Betreuung von Müttern und Neugeborenen zu fördern. Darüber hinaus bietet er uns die Gelegenheit, ihre Bemühungen um eine bessere Welt zu würdigen.“

„Hebammenarbeit ist definiert als qualifizierte, kompetente und liebevolle Betreuung von Schwangeren, Neugeborenen und Familien während der Schwangerschaft, der Geburt, des Wochenbetts und der ersten Lebenswochen des Kindes.“ (übersetzt aus dem Englischen)

Der „State of the World’s Midwifery 2021”, erstellt von UNFPA, ICM und WHO, zeigt auf, dass weltweit rund 1,1 Mio. Gesundheitsarbeiterinnen fehlen, davon ca. 900.000 Hebammen. Gäbe es diese 1,1 Mio. Gesundheitsarbeiterinnen könnten jährlich (!) rund 4,3 Mio. Frauen und Babys betreut, und viele davon vorm Tod gerettet werden.

Abkürzungen:
UNFPA: United Nations Population Fund;
ICM: The International Confederation of Midwives
WHO: World Health Organization

Die UN, WHO u.a. veröffentlichen Mitte Februar 2023: Alle zwei Minuten stirbt eine Frau während der Schwangerschaft. oder der Geburt. Das waren 2020 weltweit ca. 287.000 Frauen!

Zeichnung aus: Lehrbuch der Hebammenkunst (1874)

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„Geburtskulturen – Gebären und geboren werden“.

Von Samstag, den 6. Mai bis Oktober 2023 zeigt das Fürther Frauenmuseum in Burgfarrnbach die Ausstellung „Geburtskulturen – Gebären und geboren werden“.
(instagramfrauenindereinenwelt)

Was liegt da näher als sich mit dem THEMA „HEBAMMEN“ zu beschäftigen.
Nichts einfacher als das! …
Denkste!

(Vergrößern mit „Klick“ auf Foto)

Schon ein grober Überblick zeigt, dass das Thema Hebammen und ihre GESCHICHTE sehr komplex und, jenseits aller Genderfragen, ein hochpolitisches ist. – Man wird allem nur annähernd gerecht, wenn man jede Zeitspanne und Region einzeln betrachtet.

Hier ein paar der zu prüfenden THEMEN – NUR ANGERISSEN!

Hatten Frauen in grauer Vorzeit „Hebammen“? Damals als Frauen natürlicherweise zwischen ca. 13 und 18 Jahren ihre Kinder bekamen.

Welche Rolle spiel(t)en Hebammen heute und in den vergangenen Jahrhunderten bei den Themen Kinderwunsch und Geburt – aber auch bei Empfängnisverhütung, Abtreibung, Neugeborenentötung … individuell und unter gesamt-gesellschaftlichen Bedingungen?

Kräuterkunde

Welche Rolle spiel(t)en Hebammen – ja, auch bei der „Säuglingstötung“ – direkt oder indirekt?
Gründe für Tötung z.B.
– geschlechts-, dynastie-, zugehörigkeits-bezogen
– verhindern, dass Eltern oder eine Gemeinschaft durch chronisch Kranke,
Behinderte überfordert sind/werden
– Diskriminierung vermeiden
– NS-Ideologie

Heute geht es – im „Westen“ – z. B. um die Fragen:
Ethik, Gender, Rechte der Frauen und Kinder, Schwangerschaftsalter, Förderung, Inklusion

In Ägypten gibt es alte Tempelmalereien mit Hebammen im religiösen Kontext.
In der Bibel werden Hebammen positiv erwähnt.
Im alten Griechenland bekamen Sklavinnen eine Hebamme für eine reibungslose Geburt. Nachwuchs erhöhte ihren Verkaufswert.

Wurden Hebammen überproportional häufig als Hexe verbrannt?

Männer und ihr Einfluss: Wann begann die Kontrolle der Ärzte? Wann begann ihre direkte Beteiligung bei Geburten? …

Um 117 veröffentlichte Soranos von Ephesos das gesammelte Wissen von Hebammen als Lehrbuch.
Ende des 11. J.h. veröffentlichte die Ärztin Trotula von Salerno eine Abhandlung über Frauenheilkunde.

Weitere Themen, z.B.:
Einfluss der Kirche, (Aber-)Glaube; Bevölkerungspolitik, familiäre und (inner-/europa-/welt)politische Machtfragen; med. Wissen der Hebammen, ihre Professionalisierung (ab ca. 1500); Werkzeuge (z.B. Spekulum)

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Aglaonike

Es war nicht erst eine Erfindung der Menschen im Mittelalter, intelligente, gebildete, kenntnisreiche, selbstbewusste „weise“ Frauen als Hexe, Zauberin, Scharlatanin u. ä. zu diffamieren – mit den dazugehörigen schrecklichen Folgen: vom all-täglichen Mobbing bis hin zum Mord.

Die Griechin AGLAONIKE aus Thessalien, Tochter des thessalischen Königs Hegetor, lebte wohl im 3./eher 2. oder 1. J.h. v. u. Z. Wir wissen von ihr, weil der Schriftsteller Plutarch über sie schreibt: als frühe Astronomin, die (totale) Mondfinsternisse vorhersagen konnte. Sie dürfte Kontakt nach Mesopotamien gehabt haben, wo man ebenfalls diese Kenntnisse hatte.

Offenbar gab es in dieser Zeit besonders dunkle Mondfinsternisse. So wurde sie von der Bevölkerung der Fähigkeit verdächtigt, den Mond vom Himmel herunterzuziehen. Laut dem Dichter Apollonios von Rhodos wurde sie für diesen Frevel von den Göttern bestraft. – Wie praktisch für die Zeitgenossen, alle Schuld für „Bestrafungen“ den Göttern zuschieben zu können!

Es gibt offensichtlich ein griechisches Sprichwort, um Angeber zu beschreiben: „ja, so wie der Mond Aglaonike gehorcht“.
2006 wurde ein Krater auf der Venus nach Aglaonike benannt: Aglaonice.
Die Künstler Judy Chicago und Jean Cocteau verewigten sie in ihren jeweiligen Werken.

Und mit Aglaonike endet fürs Erste meine Staffel über Astronominnen und Astrophysikerinnen.

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Hypathia

Es gibt schönere Ereignisse als einen Mord, um in Erinnerung zu bleiben!

HYPATIA VON ALEXANDRIA (um 355 – März 415/16)

erleidet dieses Schicksal.

Sie war Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Ihr VATER, ebenfalls Astronom und Mathematiker, unterrichtete sie. Auch als Erwachsene arbeitete sie offensichtlich mit ihm zusammen.

Hypatia unterrichtete nach ihrer Ausbildung öffentlich, scheint auch gerne provoziert zu haben. – Auf jeden Fall war sie eine bekannte, von vielen geschätzte und offensichtlich auch einflussreiche Frau. Sie blieb ihr Leben lang unverheiratet.

Leider ist von Ihrer Arbeit nichts erhalten geblieben, so dass sich Erkenntnisse nur aus den Schriften Anderer ableiten lässt – und damit auch Interpretationen freien Raum lässt.

Was gesichert ist: sie geriet in einen Machtkampf (mit vielen Toten) des römischen Präfekten Orestes mit dem Patriarchen Kyrill von Alexandria – unter dem religiösen Vorwand eines gegenseitigen Kampfs von Christen, Juden und Nicht-Christen/Philosophen.
Warum ein christlicher Mob sie schließlich nicht nur tötete, sondern anschließend auch ihren Leichnam zerstückelte und verbrannte?
Wahrscheinlich ein Mix an Motiven: sie hatte zu viel öffentlichen Einfluss, sie stand auf Seiten des verhassten Präfekten, sie war (als wahrscheinliche Neu-Platonierin) eine Nicht-Christin, als Frau zu selbstbewusst und nicht unter der Kontrolle eines Mannes, „natürlich!“ eine Zauberin, die teuflische Dämonen beschwört und die Stadtbevölkerung mittels satanischer Zauberei verführt.

Erstaunlich, dass sich bis heute Viele mit ihr, ihrem Werk und ihrem Schicksal beschäftig(t)en. Es gibt Schriften aus philosophischer, christlicher, feministischer Sicht und künstlerische Werke.
Und auch „der Himmel“ erinnert an sie: der „Asteroid (238) Hypatia“; der „Mondkrater Hypatia“; nördlich des Kraters befinden sich Mondrillen, die „“Rimae Hypatia („Hypatia-Rillen“), der „Exoplanet Hypatia (Iota Draconis b)“.

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Maria Cunitz

Auf dem Marktplatz vor dem „Museum der Geschichte des Kaufmannswesens“ in Świdnica/Polen (Schweidnitz) sitzt seit 2009 wohl eine der bedeutendsten Astronominnen der Frühen Neuzeit auf einer Bank, auf ihrem Bein ihr Werk „Urania propitia“, in der linken Hand hält sie eine „Armillarsphäre“ (ein astronomisches Gerät zur Darstellung der Bewegung von Himmelskörpern). Wie viele ihrer heute lebenden Banknachbar*innen haben sich wohl mit deren Leben und Arbeit beschäftigt? Mit

Marie Cunitz (29.05.1610 – 22.08.1664)

die einen bedeutenden Teil ihres Lebens hier (damals zu Böhmen* gehörend) verbrachte.

Das hochintelligente, wissensdurstige Kind Marie bestand darauf, zusammen mit dem Bruder Unterricht zu bekommen. So lernte sie früh Lesen und Schreiben sowie lateinische Grundkenntnisse. Ihre Eltern bestanden aber bald auf einen rein hauswirtschaftlichen Unterricht. Deshalb lernte sie „nebenbei“ und selbständig weiter Latein, Französisch und Noten. Mit 13 J. wurde sie verheiratet, wurde aber bald Witwe.

Ihr Interesse an Astrologie führte sie zum gezielten Unterricht in Astronomie bei ihrem späteren 2. Mann. Der 30jährige Krieg zwang die Beiden zur Flucht weiter ins damals benachbarte Polen.

1650 veröffentlichte sie ihre langjährigen Forschungsarbeiten „Urania propitia“, u. a. mit Vereinfachungen der Keplerschen Berechnungstabellen. Dass sie das Buch zweisprachig (Deutsch, Latein) herausgab, war in der damaligen Zeit einmalig. Astronomen loben ihr Werk bis heute als „auf höchstem technischen Niveau ihrer Zeit“ zu sein. Angeblich gilt es als früheste erhaltene wissenschaftliche Veröffentlichung einer Frau.

Ihr zu Ehren wurden (fast dreihundert Jahre nach ihrem Tod) ein Asteroid und ein Krater auf der Venus benannt.

U.a. Bremen und Neustadt am Rübenberge ehrten sie mit einer Straßenbenennung.

Foto des Denkmals: Von User: Piotrus – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35130064

  • Ein Grenzstein des damaligen böhmischen Königreiches, und damit auch der „Goldenen Straße“ (Prag – Nürnberg), steht heute noch im östlichen Nürnberg. Der 30-jährige Krieg (1618 bis 1648) beendete diese Grenzziehung. Die Strecke Prag – Nürnberg ist bis heute eine wichtige Handelsstraße.
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E. C. Koopmann Hevelius

Sie gehört zu den bis dahin wenigen Astronominnen, deren astronomische Arbeit schon zu ihren Lebzeiten allgemein anerkannt war.

Schon als Kind faszinierten sie die Sterne. Und so ist es kein Wunder, dass sie schon früh von der Arbeit des Johannes Hevelius, Danziger Astronom und Begründer der Kartografie des Mondes, fasziniert war. Ihr Wunsch, von ihm unterrichtet zu werden, wurde wahr, als sie mit 16 Jahren den 35 Jahre älteren Witwer heiratete.

Sie führte den Haushalt, bekam vier Kinder – und arbeitete zusammen mit ihrem Mann. Sie kümmerte sich nicht nur um seinen Schriftverkehr, sondern übernahm auch astronomische Arbeiten und Berechnungen für ihn. Dazu arbeiteten Beide gemeinsam an den Veröffentlichungen ihrer gemeinschaftlichen Arbeit und deren Ergebnisse.

Nach mehreren Assistenzjahren übernahm sie die alleinige Leitung ihrer großen Sternwarte „Stellaeburgum“. Beide begannen das dreibändige Werk „Prodromus astronomiae“, einen Sternkatalog über die Himmelspositionen und Helligkeiten von 1564 bekannten und 600 neu entdeckten Sternen. Nach dem Tod ihres Mannes stellte sie das Werk fertig und veröffentlichte es („natürlich“ nur unter seinem Namen), die gebürtige Danzigerin

Elisabetha Catherina Koopmann Hevelius (17.01.1647 – 22.12.1693)

Der „Venuskrater Corpman“ sowie der „Asteroid (12625) Koopman“ wurden nach ihr benannt.
Die Stadt Danzig benannte einen Straßenbahnzug nach ihr.
Sie ist auch die Hauptfigur im historische Roman „Die Sternjägerin“ (Eric Walz).

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Maria Clara Eimmart

Ja, ich weiß, das Denkmal im Nürnberger Burggarten steht für ihren Vater: dem Sternwartegründer Georg Christoph Eimmart (1638 – 1705): Gründer der 1. Nürnberger Sternwarte, und Ende des 17. J.h. die einzige größere Sternwarte in Deutschland. Sein großer Verdienst war offensichtlich sein einladendes und didaktisches Talent: Er öffnete zu besonderen Himmelsereignissen die Sternwarte für die Nürnberger Bevölkerung. Dazu scharte er gerne junge Menschen als Assistenten um sich, um sie in beobachtender Astronomie zu unterrichten – eine solide Grundausbildung für deren weitere erfolgreiche Karriere.

Sehr viel breiter unterrichtete er seine Tochter

Maria Clara Eimmart (27.05.1676 – 29.10.1707)

in den Fächern Astronomie, Mathematik, Sprachen (Französisch, Latein), dazu in der Malerei, im Zeichnen und im Radieren. Sie hat somit die Berufe: Künstlerin, Kupferstecherin und Astronomin.

Mit ca. 13 Jahren begann sie, ihrem VATER auf der Sternwarte aktiv zu assistieren, bis sie sich schließlich zu einer eigenständigen astronomischen Beobachterin entwickelte. Einige vermuten, dass manche ihrer Arbeiten unter dem Namen des Vaters veröffentlicht wurden.

Die meisten ihrer ca. 250 Skizzen des Mondes liegen heute in St. Petersburg, weitere Arbeiten in der Staatsbibliothek Berlin und der Sternwarte in Bologna, Briefe in der Zentralbibliothek Zürich.

Um seine Frau und Tochter finanziell über seinen Tod hinaus abzusichern, verkaufte er seine Sternwarte an die Stadt Nürnberg. Diese setzte dann nach dessen Tod „folgerichtig“ nicht die Tochter als Nachfolgerin ein, sondern deren künftigen Ehemann J. H. Müller, ebenfalls Astronom.

Maria Clara heiratet 1706. Die Geburt ihres ersten Kindes 1707 überlebt sie nicht. Auch das Kind stirbt.

Ob sie bei längerer Lebenszeit selbstbewusst aus dem Schatten ihres Mannes getreten wäre?
Ob man dann 2007 die Gedenkstele Vater und Tochter gemeinsam gewidmet hätte?
Nicht auszuschließen, aber Zweifel sind erlaubt …

mehr über sie:
„Nürnberger Frauen: Historische Lebensbilder aus der Noris“, Eva-Maria Bast, Ute Möller und Silke Roennefahrt (link)

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Caroline Herschel

„Ich weiß zu gut, wie gefährlich es für eine Frau ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ meint sie und entscheidet sich deshalb für ein Leben „im Hintergrund“. Dadurch gewinnt

Caroline-Herschel (16.03.1750 – 09.01.1848)

unter dem Deckmantel der Bescheidenheit, des sich selbst Herabsetzens, und nach außen hin immer in zweiter Reihe stehend, den nötigen ungestörten Freiraum für ihre Forschungen. Ihr Bruder hilft ihr (auch finanziell), dass sie diesen Deckmantel ein Leben lang tragen kann.

Dass sie sehr wohl für ihre Ziele kämpfen kann, zeigt ihr Kampf mit ihrer traditionell eingestellten Mutter. Ob diese ihrer Tochter nur ein schmerzhaftes, evtl. lebenszerstörendes Scheitern ersparen wollte? – wer weiß. Jedenfalls sorgte sie dafür, dass ihre Tochter einen Haushalt führen konnte. Das kam dieser zugute als sie den mit ihren Brüdern gemeinsamen Haushalt führte.

Carolines Glück war ihr VATER, Militärmusiker und Hobbyastronom. Er bestimmte, dass sie wie ihre Brüder einige Zeit in der Militärschule u.a. lesen und schreiben lernen konnte. Alle seine Kinder erhielten bei ihm Musik- und Instrumentalunterricht, dazu Grundkenntnisse in Astronomie.

Ihr älterer Bruder Wilhelm (damals Berufsmusiker) holte sie als 22-jährige nach Bath/England und bildete sie als Sängerin aus. Als er sich beruflich ganz der Astronomie widmete, beendete sie ebenfalls ihre (sehr erfolgreiche) Karriere. Beide bildeten fortan ein erfolgreiches Arbeitsteam.

Nachdem Wilhelm (wirklich allein?) den Planeten Uranus entdeckt hatte, wurde er Hofastronom beim englischen König Georg III. (Gehalt: 200 Pfund/Jahr). Caroline bekam vom Hof eine Anstellung auf Lebenszeit als Gehilfin ihres Bruders (Gehalt: 50 Pfund/Jahr). Sie forschte nun auch eigenständig und entdeckte u.a. drei Nebel und acht Kometen.

Nach Wilhelms Tod kehrte sie nach Hannover zurück und setzte dort ihre astronomische Arbeit fort.

Die Liste der Ehrungen (zu Lebzeiten und nach ihrem Tod) ist lang. Viele Straßen sind nach ihr benannt, z.B. in Regensburg, Hannover.

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Dr. Gisela Weiss

Dr. Gisela Weiss (14.07.1891 – 12.06.1975) war die erste Frau, die in Österreich in Astronomie promovierte.

Sie stammte aus einer jüdischen Industriellenfamilie. 1912 legte sie die Reifeprüfung als Externa im Wiener ‚Gymnasium Rahlgasse‘ ab, damals die einzige Schule, die Mädchen einen Zugang zu einem Universitätsstudium ermöglichte. Sie studierte Mathematik, Physik und Astronomie. 1917 promovierte sie in Astronomie – offensichtlich bekam sie von ihren Doktorvätern eine damals schon nicht mehr sehr wichtige Aufgabe (Bahnbestimmung eines Kleinen Planeten oder eines Kometen).

Danach verließ sie die Universität. Sie scheint Astronomie höchstens als Hobby weiter betrieben und deshalb nichts mehr veröffentlicht zu haben.
Warum?? Mangelnde Anerkennung durch die Männer der Universität? Damit auch zu wenig Berufsperspektiven? Freiwillig wegen ihrer Heirat? Durften nur unverheiratete Frauen an der Universität bleiben? Hat ihr Mann ihr verboten, weiter zu forschen? War sie nötig im Familienbetrieb? …?
Zumindest lautet ihre offizielle Berufsbezeichnung nach ihrer Universitätszeit lapidar „Privatbeamtin“ oder „Prokuristin“.
Nicht verständlich und nicht nachvollziehbar nach diesem jahrelangen Lern-, Arbeits- und Finanzaufwand und seinem krönenden Erfolg – dazu sicher gegen viele Widerstände!

Ihre Ehe scheitert. Der Familienbesitz wird 1938 arisiert, nach 1945 an die Familie zurückgegeben, 1983 aufgelöst.

Gisela Weiss gelang die Emigration. Sie wurde israelische Staatsbürgerin mit Wohnsitz Tel Aviv. Den letzten Teil ihres Lebens verbrachte sie wieder in Wien, zuletzt in einem Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde. Sie starb als Letzte ihrer Familie und wurde im Familiengrab auf dem jüdischen Friedhof von Klosterneuburg beerdigt.

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Dr. Eva Ahnert-Rohlfs (2)

Was hat eine St.-Lorenz-Kirche in einer Reihe über Astronominnen zu suchen? (hier: die Nürnberger St. Lorenz-Kirche – Baubeginn um 1250)?

St. Lorenz ist die deutsche Namensform für den Hl. Laurentius von Rom († 10. August 258). Laurentius erfuhr den Märtyrertod, weil er dem römischen Kaiser Valerian, der sich den Sozialfonds der Gemeinde einverleiben wollte, eine Schar von Kranken, Alten, Bettlern usw. als den „wahren Kirchenschatz“ präsentierte.
Jährlich am 10. bzw. 11. August feiern Christen den Laurentiustag, den Namenstag des Laurentius.

Dr. Eva Ahnert-Rohlfs wurde am 11. August 1912 geboren, also am Laurentiustag.

Eines ihrer Forschungsgebiete war die „Zur Struktur der Entstehung des Perseidenstroms“.
Die „Perseiden“ (volkstümlich „Laurentiustränen“, „Tränen des Laurentius“) sind ein jährlich in der ersten Augusthälfte wiederkehrender Meteorstrom, der in den Tagen um den 12. August ein deutliches Maximum an Sternschnuppen aufweist. (wikipedia)

Dass sich Dr. Ahnert-Rohlfs intensiv mit den Perseiden beschäftigte, ist natürlich keine Überraschung, denn die Meteor-Forschung war damals an der Sternwarte Sonneberg Forschungsschwerpunkt. Aber auch, wenn wir es nicht wissen: warum nicht glauben, dass dieses zufällige Zusammentreffen von ihrem Geburtstag mit dem Laurentiustag mit der volkstümlichen Benennung der Perseiden ihr für ihre Forschung eine zusätzliche Motivation und Freude war?

Die Nürnberger haben ihren Wunschring am Schönen Brunnen am Hauptmarkt.
Sie dagegen brauchen nur die Augen zu schließen und sich etwas zu wünschen, wenn Sie Sternschnuppen entdecken. Ihr Wunsch geht selbstverständlich in Erfüllung!
Oder vielleicht noch besser:
Sie gehen zu dem Platz, an dem die Sternschnuppen zu Boden fallen. Sie finden dort einen Schatz! (Beweis: das Märchen vom Sterntaler)

siehe weiteren blog: Februar/März 2024