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MARIA MAGDALENA HEERDEEGEN

Margaretha Heerdeegens Tochter
MARIA MAGDALENA HEERDEEGEN

Bayern ist seit 1806 Bayerisches Königreich.
Maria Magdalena macht ihr Ausbildung im Ausland auf der Großherzoglichen Württembergischen Hebammen-Schule.

1810 wird Maria Magdalena Heerdegen von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt.

Sie hat ebenfalls wie ihre Eltern medizinisches Interesse. Auch sie lässt sich zur Hebamme ausbilden.

Aber sie wählt eine qualitativ bessere Ausbildung (mit Qualifikation für Risikoschwangerschaften) – im Ausland:

In der Großherzoglichen Württembergischen Hebammen-Schule.

Für ihre hervorragenden Prüfungsergebnisse bekommt sie nur deshalb keinen Preis, weil sie Ausländerin aus dem (seit 1806) königlichen Bayern ist.

Die Stadt Fürth erkennt das ausländische Zeugnis an.
Sie stellt 1810 Maria Magdalena mit dem hier üblichen Amtseid an – nicht ohne den Zusatz
„sich mit dem festgelegten Lohn zu begnügen“,
keine Aufschläge auf Extraleistungen zu verlangen
und arme Frauen möglichst unentgeltlich zu behandeln.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth (Bay.), 2021

Zeichnung: 1864 Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen (Tab.10/1)

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MARGARETHA HEERDEEGEN

MARGARETHA HEERDEEGEN

1800: Zeit, in der Napoleon Bonaparte Europa erobert. Fürth gehört zu Preußen.

1802 wird Margaretha Heerdegen von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt.

Margaretha ist die Ehefrau des (nicht-akademischen) Baders und „Spithal Chirurgs“ Heerdegen.

So ist es nicht überraschend, dass sie Hebamme werden will.

Sie hospitiert erst bei einer Fürther Hebamme, um „praktische Verrichtungen“ zu üben.

1800 beginnt sie einen Hebammenkurs in Ansbach. Ausbildungsordnung ist die „Brandenburgische Hebammenordnung“.

1802 legt sie eine sehr gute theoretische und praktische Prüfung ab.

1802 wird sie von der Stadt Fürth als Hebamme angestellt – mit der Aufforderung, sich stetig weiter zu bilden und bei Problemen einen Arzt einzubinden.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth (Bay.), 2021

Zeichnung: 1864 Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen (Tab.10/1)

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EUPHROSINA HARTMANN

bekam 1772 ihre Hebammen-Stelle bei der Stadt Fürth. Sie sollte gleichzeitig Lehrhebamme sein.

Fürth wurde nach dem Wiederaufbau der – durch den 30-jährigen Krieg – völlig zerstörten Stadt wohlhabend:

durch eine liberale Bevölkerungsansiedlung mit jüdischen Kaufleuten und reformierten Gewerbetreibenden;
durch stark wachsende Industrialisierung;
durch die Anbindung 1860 an das staatliche Eisenbahnnetz.

Kehrseite:
ein großes Proletariat,
Frauen und (ledige) Mütter am Ende der Armutskette,
miserable Wohnverhältnisse.

Keine sprudelnde Geldquelle für die Hebammen!

Euphrosina Hartmann wurde 1772 bei der Gemeinde Fürth angestellt. Sie sollte gleichzeitig Lehrhebamme sein.
Ihre Prüfungszeugnisse waren hervorragend. Sie galt als „geschickte Person“ für den Hebammenberuf.

Kurze Zeit später beschwert sie sich bei der Stadt, dass sie die ihr zugesagte Bezahlung nicht bekam, sondern nur freie Wohnung und Brennholz. Sie fordert nun ein festes Gehalt.

Sie beschreibt dem Rat, dass sie extrem vielen armen Frauen beistehen muss(te), die schon nicht die Taufgebühren bezahlen können, geschweige denn ihren Lohn.

Sie beschreibt, wie schwer ihre Arbeit ist, mit wie viel Leid sie umgehen muss durch die (tödlichen) Risiken für Mutter und Kind.

Nicht umsonst wird in der Hebammenordnung offiziell verlangt, während der Geburt „fleißig“ zu beten.

Sie legt sogar eine Liste vor mit allen Frauen, die sie kostenlos behandelt hat.

Es nützt alles nichts! Der Stadtrat lehnt rigoros diese Bitte ab.

Sie solle sich den Lohn von den Vermögenden holen und die Armen aus christlicher Liebe und Barmherzigkeit weiterhin kostenlos behandeln.

Andere Hebammen dieser Zeit hatten ein ähnliches Problem!

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Diese Geschichte bekommt noch zusätzlich Sprengkraft durch eine Info, die ich bei fürthwiki für das Jahr 1772 fand.
Dort wird aus einer Chronik Folgendes zitiert:

„Wegen der großen Hungersnot und der Fleckfieber-Epidemie reicht der Kirchhof für die Bestattung der vielen Leichen nicht mehr aus.

„Man war bereits gezwungen, in einem Grab fünf Särge aufeiander zu stellen.“ …

Ende November 1772 entspannt sich die Situation und „Teuerung und Krankheiten nehmen endlich ab“.

B. Ohm „Geschichte der Frauen in Fürth“, Geschichtsverein Fürth/Bay., 2021

Zeichnung aus: Lehrbuch der Hebammenkunst, 1874