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Senta Josephtal

Israelische Politikerin – sie und ihr Mann spielten beim politischen und wirtschaftlichen Aufbau des Staates Israel eine wichtige Rolle. Zu ihrer Zeit war sie eine der bekanntesten und geachtesten deutschen Frauen in Israel.

Sie kam in Fürth als Tochter eines Fahrradmechanikers zur Welt. Sie besuchte das Mädchenlyzeum in Fürth. Anschließendbegann sie ein Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an der Universität Erlangen. Dieses Studium musste sie jedoch 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten als Jüdin abbrechen.

In Nürnberg war sie Mitglied im jüdischen Jugendbund. Dieser schloss sich 1933 der zionistischen Jugendbewegung an.

Ab 1934 arbeitete sie bei der Organisation Hechaluz, die sich auf die Vorbereitung und Organisation der Auswanderung jüdischer Jugendlicher nach Palästina spezialisierte. Eine auch für sie selbst sehr wichtige Vorbereitung für ihr Leben in Israel.

1938 wanderte sie mit ihrem Mann Giora nach Israel aus.
Dort gründeten mit anderen deutschen Juden den Kibbuz Gal’ed. Aus einer kargen, baumlosen Einöde entstand im Laufe der Zeit durch harte Arbeit eine blühende Gemeinschaft mit Feldern, Obstplantagen, Viehzucht und sogar einer kleinen Fabrik.
Bis heute ist Gal’ed ein Symbol für den Pioniergeist seiner Gründer und ein Ort, an dem die Werte der ersten Generation weiterleben.

Sie wurde Vorsitzende der Kibbuzbewegung.
Bei der Gewerkschaft erhielt sie eine Stelle zur Eingliederung der Neueinwanderer aus arabischen und afrikanischen Ländern.
Auch ihr Mann Giora machte politisch Karriere und wurde später Minister in Israel.

1955 und 1976 wurde sie jeweils Mitglied der Knesset, dem israelischen Parlament – und verließ sie beide Male immer vorzeitig. „Nur Reden halten, das war nichts für mich“, begründete sie ihre Entscheidung.

Sie wollte nie mehr nach Deutschland zurückkehren!
Aber 1956 ließ es sich nicht vermeiden.
Als Knessethmitglied reiste sie nach Frankfurt/Main. Dort sollte sie über Entschädigungszahlungen an Holocaust-Opfer verhandeln.
Sie sollte, laut eigener Aussage, „den Deutschen erklären, was ein Kibbuz ist“ – eine Aufgabe, die sich als unerwartet schwierig erwies. Ein Stuttgarter Gericht verweigerte zuerst die Zahlungen, mit der Begründung, im Kibbuz würde man wie im Kloster „auf alle Annehmlichkeiten der Welt verzichten“, wie sie noch nach Jahren empört berichtete.

Senta Josephthal setzte sich mit Nachdruck für die Rechte der Kibbuz-Bewohner ein – und hatte schließlich Erfolg: Die Entschädigungszahlungen wurden überwiesen.

Ihr Fazit über ihr Leben: „Ich hatte das Privileg, aus nichts meine Heimat aufzubauen“.

2004 erhielt sie den Ben-Gurion-Preis der israelischen Regierung
2019 ehrte sie Fürth mit einer Straßenbenennung

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interne links:

Fürth – Straßen, Wege, Plätze u.ä

Stand: 10.2023