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Elisabeth Eidenbenz

Sie ist keine Hebamme – und doch gehört sie in diese Reihe!

Die Schweizerin (12.06.1913 – 23.05.2011) steht für viele ehrenamtlich Engagierte ihrer Zeit und „ihrer“ Organisationen. Und doch ragen ihre Verdienste so weit hervor, dass ihr, neben weiteren hochrangigen Ehrungen, 2002 der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen wurde.

Dabei war ihr Engagement bis 1991 vergessen. Erst die Familien-Forschungen eines belgischen Diplomaten jüdischer Abkunft brachte es wieder ans Tageslicht.

Sie war eine ausgebildete Primarschullehrerin. Außerdem absolvierte sie auch eine Haushaltungsschule.

Sie unterrichtete Kinder mit sozialen Problemen und Benachteiligungen.

Sie begeisterte sich für das dänische Volksschulsystem und besuchte dort 1937 einen Sommerkurs.

A) Durch Bitte des „Service Civil International“ (SCI) ging sie anschließend (bis 1938) nach Burjassot/Valencia. Seit 1936 tobte der „Spanische Bürgerkrieg“ (bis 1939).

Als Mitglied der „Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder“ (SAS) kümmerte sie sich um den Mitarbeiter*innen-Haushalt, um eine Kantine (mit täglich 2x kostenlosen Essensausgaben für Kinder), half in einer Kleiderausgabe für Flüchtlinge und allgemein Notleidende.

Sie kehrte kurz in die Schweiz zurück.

B) Im Januar 1939 richtete sie in Brouilla (SO-Frankreich) eine behördlich erlaubte Mütterklinik ein für vor den Franco-Truppen geflohene schwangere Frauen. Eidenbenz holte diese aus den französischen Internierungslagern. Bis zur Schließung im September 1939 kamen in Brouilla 33 Kinder zur Welt.

C) Die SAS kaufte ein paar Kilometer entfernt von Broilla ein baufälliges Schloss, das 1941 von der „Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes“ übernommen wurde.

Eidenbenz renovierte das Schloss so weit möglich und richtete im Dezember 1939 die neue Entbindungsklinik ein, die „Maternité suisse d’Elne“. Erste Hebamme war eine Französin, danach kamen Schweizerinnen.

Sie nahmen wieder schwangere Frauen und unterernährte Kinder auf – auch (verdeckt) jüdische Frauen, Sinti- und Roma-Frauen, ohne Rücksicht auf behördlich-einschränkende Vorgaben (Die Flüchtlingslager waren zwischenzeitlich zu KZs umfunktioniert worden)!

Von Dezember 1939 bis zur Schließung 1944 kamen dort ca. 600 Kinder, davon ca. 200 jüdische, zur Welt.

Im April 1944 mussten sie das Schloss verlassen, weil es von deutschem Militär beschlagnahmt wurde. Die Ausweichquartiere waren nicht sehr effektiv, weil sie zwischen die Fronten von Résistance und Wehrmacht gerieten. 1944 kehrte Eidenbenz zurück in die Schweiz.

D)

1946 zog sie im Auftrag der „Schweizer Spende“ nach Wien. Dort kümmerte sie sich um Flüchtlingskinder der Vertriebenen aus den deutschsprachigen Ostgebieten.

Sie richtete ein Kinderheim ein, das „Schweizer Haus Hadersdorf“.

1948 wurde es vom „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz“ (HEKS) übernommen und um eine Haushalts- und Kinderpflegeschule für arbeitslose Flüchtlingsmädchen erweitert.

Nach dem Ungarnaufstand 1956 nahm sie auch ungarische Mütter mit ihren Kindern auf.

E) 1975 ging Eidenbenz in den Ruhestand, lebte weiter in Wien.

Von 2009 bis zu ihrem Tod am 23.05.2011 lebte sie in Zürich in einem Altersheim.

Ihr Nachlass befindet sich in Zürich.

EHRUNGEN:

  • 2002: Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“
  • 2005: Ehrendoktor der „Acadèmia de Ciències Mèdiques i de la Salut de Catalunya i de Balears“, Barcelona
  • 2006: „Goldenes Ehrenkreuz“ des Ordens „Civil de la Solidaridad“ der Königin Sofia
  • „Sankt-Georgs-Kreuz“ von Katalonien
  • Ehrenbürgerin der Stadt Elne
  • 2007 Ritter der französischen Ehrenlegion
  • 2009: „Preis für besondere Verdienste“ vom Geburtsort Wila/Schweiz
  • 2009: Ausstellung „Kinder von Elne“ im Museum des Schweizerischen Roten Kreuzes in Genf

Gruppenfoto: Von Fotograf unbekannt / Fotographer unknown – Archive Swiss Red Cross / Archiv SRK, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48103648

Zeichnung: By Ле Лой – Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41790769

Evakuierung von Kindern: Von unknown (MHM-com 15:23, 7 January 2008 (UTC)) – SCI-International Archives, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3353216

weiterführende Links (Auswahl):

„Ich habe das getan, was getan werden musste“ (link)

  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité Suisse in Elne.mp4 (youtube)
  • Elisabeth Eidenbenz und die Maternité in Elne – Bericht mit Kommentar von Azucena Rubio (link)
  • Eine Gerechte unter den Völkern (link)
  • Eine der «vergessenen Frauen» (NZZ)
  • Virtuelles Denkmal „Gerechte der Pflege“ (link)
  • „Maternité suisse d’Elne“ (wikipedia)

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