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Maria Cunitz

Auf dem Marktplatz vor dem „Museum der Geschichte des Kaufmannswesens“ in Świdnica/Polen (Schweidnitz) sitzt seit 2009 wohl eine der bedeutendsten Astronominnen der Frühen Neuzeit auf einer Bank, auf ihrem Bein ihr Werk „Urania propitia“, in der linken Hand hält sie eine „Armillarsphäre“ (ein astronomisches Gerät zur Darstellung der Bewegung von Himmelskörpern). Wie viele ihrer heute lebenden Banknachbar*innen haben sich wohl mit deren Leben und Arbeit beschäftigt? Mit

Marie Cunitz (29.05.1610 – 22.08.1664)

die einen bedeutenden Teil ihres Lebens hier (damals zu Böhmen* gehörend) verbrachte.

Das hochintelligente, wissensdurstige Kind Marie bestand darauf, zusammen mit dem Bruder Unterricht zu bekommen. So lernte sie früh Lesen und Schreiben sowie lateinische Grundkenntnisse. Ihre Eltern bestanden aber bald auf einen rein hauswirtschaftlichen Unterricht. Deshalb lernte sie „nebenbei“ und selbständig weiter Latein, Französisch und Noten. Mit 13 J. wurde sie verheiratet, wurde aber bald Witwe.

Ihr Interesse an Astrologie führte sie zum gezielten Unterricht in Astronomie bei ihrem späteren 2. Mann. Der 30jährige Krieg zwang die Beiden zur Flucht weiter ins damals benachbarte Polen.

1650 veröffentlichte sie ihre langjährigen Forschungsarbeiten „Urania propitia“, u. a. mit Vereinfachungen der Keplerschen Berechnungstabellen. Dass sie das Buch zweisprachig (Deutsch, Latein) herausgab, war in der damaligen Zeit einmalig. Astronomen loben ihr Werk bis heute als „auf höchstem technischen Niveau ihrer Zeit“ zu sein. Angeblich gilt es als früheste erhaltene wissenschaftliche Veröffentlichung einer Frau.

Ihr zu Ehren wurden (fast dreihundert Jahre nach ihrem Tod) ein Asteroid und ein Krater auf der Venus benannt.

U.a. Bremen und Neustadt am Rübenberge ehrten sie mit einer Straßenbenennung.

Foto des Denkmals: Von User: Piotrus – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35130064

  • Ein Grenzstein des damaligen böhmischen Königreiches, und damit auch der „Goldenen Straße“ (Prag – Nürnberg), steht heute noch im östlichen Nürnberg. Der 30-jährige Krieg (1618 bis 1648) beendete diese Grenzziehung. Die Strecke Prag – Nürnberg ist bis heute eine wichtige Handelsstraße.