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Agnes Dürer

3 Frauen – 3 Länder – 3 Zeiten – 1 Problem: über Jahrhunderte dauernde üble Nachrede

Die „Mittlere“: Agnes Dürer, geb. Frey, in Nürnberg
(1475 – 1539)
Die wichtigen Patrizierfamilien Haller und Rummel gehören zu ihren Vorfahren. Ihre Familie gehört zu den Kaufleuten, zum unternehmerischen Mittelstand.
Ebenfalls zum unternehmerischen Mittelstand gehört die Familie Dürer, als Handwerkerfamilie im Sozialgefüge leicht niedriger angesiedelt.

Agnes und Albrecht führen eine insgesamt glückliche und typische Handwerkerehe. Er ist für die Herstellung der Kunst zuständig. Er macht Reisen, um sich künstlerisch weiter zu bilden. Sie ist im weitesten Sinn Geschäftsführerin der „Firma Dürer“, zuständig für die Organisation der Künstlerwerkstatt und für den Verkauf von Dürers Werken. Dafür ist auch sie viel auf Reisen und eine geschätzte und erfolgreiche Vermarkterin der Werke ihres Mannes. Ob es wohl ihre Idee war, dass Albrecht seine Werke mit dem Monogramm AD kennzeichnete?

Die üble Nachrede beginnt zwei Jahre nach Albrechts Tod.
Willibald Pirckheimer, ein guter Freund Albrechts, war wütend, dass Agnes ihm nicht ein Hirschgeweih gab, das ursprünglich Albrecht gehörte. Er schrieb in einem Brief, dass Agnes Albrecht so schlecht behandelt hat, dass dies mit zu seinem frühen Tod beigetragen hat. Eine Kopie dieses Briefes startete eine Entwicklung im Prinzip der „Stillen Post“. Und so wird Agnes zur unfähigen, zänkischen, geizigen, …, unangenehmen Frau – einer „Xanthippe“ -, die (den im Laufe der Zeit immer mehr idealealisierten) Albrecht das Leben schwer machte.

Auch bei ihr gilt: Erst in neuester Zeit gibt es Forschungen und Arbeiten, die die Vorwürfe relativieren bzw. ausräumen.

Immerhin gibt es in Nürnberg eine nach ihr benannte Agnesgasse (1828) und eine Agnesbrücke (1894).

Vorschlag von der Kunstaktion „Die UNsichtbare“: ein Denkmal für sie am Nürnberger Fünferplatz.